Vanlife: Ist das noch Urlaub?

Dieses Leben im Van ist manchmal schon etwas speziell. Mir fällt das gar nicht mehr so auf, da für mich inzwischen irgendwie normal ist, so zu leben. Aber kürzlich hatte ich eine witzige Unterhaltung:

Bei einem Gespräch mit einer Freundin erwähnte ich, dass ich für die nächsten 2 Wochen mal Urlaub machen werde. Er herrschte ein kurzes Schweigen am anderen Ende der Leitung, dann folgte ein verdutztes:

Aber du bist doch im Dauer-Urlaub!

Hmm, so direkt abstreiten konnte ich das nicht – tatsächlich fühlt sich mein Alltag die meiste Zeit nach Urlaub an. Aber irgendwie ist’s doch anders…

Bevor ich fortfahre, erst mal ein Definitionsversuch: Urlaub ist für die meisten von uns die Zeit im Jahr, in der wir den Job Job sein lassen und uns auf eine Reise begeben, oder auf Balkonien einfach mal die Füße hochlegen. Egal welche Form oder welches Urlaubsziel – eins ist immer wichtig: es wird entspannt, der Alltag wird vergessen und auf gar keinen Fall wird an den Job gedacht!

Erst als meine Freundin mir den Dauerurlaub unterstellt hatte, fiel mir auf, wie anders ich inzwischen Urlaub definiere:

Für mich sind Reisen und Urlaub zwei verschiedene Dinge.

Ich reise ja die meiste Zeit mit dem Van durch die Gegend – das ist euch bestimmt schon aufgefallen. ;-) Darüber schreibe ich hier im Blog, mache Fotos, drehe ab und an Videos und habe die ein oder andere Kooperation mit Unternehmen rund um die Reiserei. Also das Reisen ist für mich gleichzeitig auch ganz schön viel Arbeit. Aber Arbeit, die sich nach Urlaub anfühlt! Crazy!

Tatsächlich Geld verdiene ich damit noch nicht genug, um davon leben zu können. Deshalb arbeite ich hauptsächlich an Projekten für Webdesign & -Programmierung (schaut mal bei cucuza.de vorbei). Ich habe also zwei Jobs, die ich unter einen Hut bringen muss.

Wenn ich reise, bin ich also nicht automatisch im “Urlaub”.

Urlaub fängt bei mir dann an, wenn ich einfach mal in den Tag hinein lebe ohne Plan, ohne Ziel. Das meinte ich, als ich von den geplanten zwei Wochen Urlaub sprach. Diese Zeit brauchte ich nämlich dringend, weil ich die Wochen zuvor in Portugal und in Galicien so viel erlebt und gesehen hatte. Die neuen Eindrücke muss ich erst mal verarbeiten, bevor ich mich wieder auf neues einlassen kann.

Wenn ich mir dann eine Auszeit vom Reisen gönne, werde ich meist sehr produktiv: ich schreibe meine Erinnerungen und Tipps von den Reisen für den Blog. Auch kann ich mich in der Zeit wunderbar auf die Webdesign-Projekte fokussieren, denn mein Kopf ist frei und entspannt.

Genau diese Freiheit ist es, die für mich das Leben im Van ausmachen. Ich lebe im Hier und Jetzt und entscheide selbst, wann und wo und wie lange ich arbeite. Solange der Auftraggeber zufrieden ist, ist alles gut. Ich muss nicht zwangsläufig 8 Stunden am Tag vorm Rechner sitzen, denn so lange kann eh kein Mensch produktiv arbeiten. Stattdessen arbeite ich, wenn ich fit und wach bin und die Energie dafür habe.

Reisen macht müde.

Tatsächlich finde ich dauerhaftes Reisen ganz schön anstrengend. Auch wenn ich immer Hummeln im Hintern habe und neues entdecken will, brauche ich doch auch eine gewisse Routine und einen Alltag, um mich zu organisieren. Auch so alltägliche Dinge wie Wäsche waschen oder einkaufen gehen gehören dazu. Und diese Routine bringt mich dann wieder etwas runter, entschleunigt und gibt meinem müden Hirn Zeit, sich zu erholen und auf neue Abenteuer zu freuen.

Deshalb bin ich inzwischen viel langsamer unterwegs als noch letztes Jahr, als ich innerhalb von drei Monaten durch Skandinavien gefahren bin – das würde ich gerne noch mal machen, dann aber mit viel mehr Zeit! Denn irgendwann wird man einfach müde von den vielen Eindrücken und kann sich gar nicht mehr so recht erfreuen an den schönen Dingen & Momenten. Und das wäre ja wirklich schade, oder?

Wandern in Laxe, Spanien

Was ist für mich Urlaub?

Hier ein Versuch meiner Definition für Urlaub: Urlaub ist für mich die Zeit, in der ich nicht reise sondern an einem Ort bleibe. Dort bleibe ich ein paar Tage oder auch Wochen, um viel Zeit zu haben zum Entspannen und vor allem, um Arbeit zu erledigen.

Urlaub ist für mich also das Balkonien des Vanlifes – mit dem einzigen Unterschied: ich arbeite meistens ganz fleißig. Verrückt, oder?

Vanlife: Ist das noch Urlaub?
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5 Gedanken zu „Vanlife: Ist das noch Urlaub?“

  1. Dieses Gefühl der Übersättigung kenne ich nur zu gut! Irgendwann kann man den hundertsten Tempel oder den fünfzigsten Traumstrand gar nicht mehr richtig wertschätzen. Jetzt, da ich schon ein paar Monate wieder in Deutschland bin, beginne ich erst zu realisieren, wie unglaublich all diese Momente eigentlich waren. Wenn sie alltäglich passieren fühlen sie sich eben fast alltäglich an. Mir hat es auch sehr geholfen, langsamer zu reisen und mir den Raum zu geben, all das Gesehene zu verarbeiten und einzuordnen. Und ja, daraus entsteht dann oft produktive Kreativität. Bloggen ist ohnehin eine schöne Arbeit und macht Freude – wenn im Leben genug Zeit dafür ist.

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    • Das stimmt! Bloggen ist auch für mich ein Weg, das Erlebte noch mal zu “verdauen” und die schönen Erinnerungen aufzuschreiben und später mal wieder nachlesen zu können. Das langsame Reisen tut mir auch sehr gut, so kann ich Momente einfach entspannter und intensiver genießen. Vielleicht liegt’s auch einfach am Alter… früher bin ich viel schneller gereist und das hat mir auch gefallen. Nun ja… ;-)

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  2. Ich denke, dass der Urlaub dort beginnt wo man an gar nichts mehr denken muss. Ob im Hotelzimmer oder im Van. Wenn man an dem Punkt frei von Sorgen und Gedanken ist hat der Urlaub begonnen :).

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