Weniger Plastik – mehr Gemütlichkeit. Das ist mein Ziel für das Innenleben meines rollenden Zuhauses. Der Original-Ausbau von VanTourer ist schon ganz gut (war für mich damals der beste Kompromiss, den ich bei den fertig ausgebauten Campervans finden konnte). Aber da gibt es doch einige Stellen, die mich schon länger stören. Und “dank” des aktuellen Stillstands was das Reisen angeht, nutze ich die Zeit und nehme ein paar Veränderungen vor.

Vom Plastik zum Filz
Gemütlichkeit ist ein nicht zu unterschätzender Faktor, vor allem wenn man wie ich dauerhaft in einem Campervan lebt. Das muss einem ja auch optisch gefallen und man muss ich wohl fühlen. Ich habe bisher mit der Optik ganz gut leben können und habe über vieles hinweg gesehen, was mir nicht so gefällt. Aber jetzt ist Schluss damit.
Den Anfang machen die hässlich mit Plastik verkleideten Hecktüren. Dieses graue Plastik hat halt so überhaupt keinen Charme, von Gemütlichkeit ganz zu schweigen. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, Filz drüber zu kleben. Das Material macht die Ecke im Bett auf jeden Fall gemütlicher.
Diese hässliche graue Plastikverkleidung… ….wird gleich gefilzt!
Das passende Filz suchen
Bei der Recherche nach dem passenden Material ist mir erst aufgefallen, wie viele Unterschiede es beim Filz gibt. Die ersten Fragen kamen auf:
- Welche Dicke soll der Filz haben? Genügen 2mm? Oder doch besser 3 oder 4?
- Wie flexibel ist Filz (um auch größere Rundungen gut überkleben zu können)?
- Selbstklebenden Filz kaufen oder besser mit Sprühkleber arbeiten?
Nach einiger Recherche bin ich auf den Carpet-Filz von Bus4Fun gestoßen. Dieser wurde von vielen Selbstausbauern bereits verwendet und sehr gut bewertet.
- Der Filz ist 3mm dick.
- “4-Wege-Superstretch” macht den Filz super flexibel und ermöglicht eine leichte Verarbeitung.
- Und das Produkt ist Made in Germany, was ich immer sehr gerne unterstütze.
Eigentlich wollte ich gern selbstklebenden Filz haben, weil mir das für die Verarbeitung am praktischsten erschien. Aber dann habe ich mehrfach gelesen, dass der Kleber darauf manchmal nicht so gut hält, vor allem bei großen Temperaturschwankungen.
Also bin ich dann doch auf Nummer Sicher gegangen und habe zum Filz noch den passenden “Würth Kraftsprühkleber-Plus” gekauft. Beim Kleber benötigt man in etwa eine Flasche pro Quadratmeter. Das kam bei mir ungefähr hin – pro Türseite habe ich eine Flasche versprüht.
Vorbereitung vorm Filzen
Ich wollte die hässliche Plastik-Verkleidung der Hecktüren mit Filz überdecken. Erst dachte ich, ich lasse das Plastik an der Tür und klebe einfach den Filz drüber. Nach kurzer Rücksprache mit Marco von Bus4Fun habe ich dann doch die Verkleidung vorher abgeschraubt. So konnte ich auch sauberer arbeiten, v.a. an den Kanten und Rundungen.
Die Arbeitsschritte im Detail:
1. Plastikverkleidung entfernen
Eine einfache Aufgabe: die vielen vielen Schrauben von der Plastikverkleidung entfernen und die Verkleidung mit etwas Mühe vom Fenstergummi trennen (mit etwas Ziehen und Biegen geht das schon).
2. Plastikverkleidung reinigen
Den zu beklebenden Untergrund gründlich reinigen. Manche empfehlen auch das Anschleifen, das hab ich nicht gemacht (aus purer Faulheit). Auf der Rückseite war ein schmales Schaumstoffband verklebt, das habe ich entfernt, denn danach bietet der Filz ja genug Schutz zwischen Plastik und dem Metall der Tür.

3. Filz ausmessen & zuschneiden
Den Filz auf die benötigte Größe zuschneiden – dabei großzügig sein, um bei vorhandenen Rundungen (wie hier die Fenster-Einbuchtung) noch genug Spielraum mit dem Material zu haben.
4. Sprühkleber auftragen
Dann den Filz und die Plastik-Oberfläche großzügig mit dem Sprühkleber besprühen und etwa 5-10 min warten.
5. Filz aufbringen
Den Filz jetzt vorsichtig von einer Seite auf die Fläche legen und darauf achten, dass sich keine Wellen bilden. Die Einbuchtungen und Rundungen gut andrücken. Das benötigt gute Finger-Muskulatur. Vielleicht wäre ein abgerundeter “Rakel” oder ähnliches praktisch gewesen, hatte ich aber nicht da.
Zum besseren Andrücken des Filzes in die Einbuchtung des Fensters am besten in der Mitte ein Kreuz rein schneiden, damit sich der Filz etwas Spannung verliert und sich so besser in die Ecken drücken lässt.

6. Überstehenden Filz-Reste abschneiden
Mit einer Schere habe ich dann die überstehenden Reste des Filz abgeschnitten. Ursprünglich dachte ich, das ginge ganz easy mit dem Teppichmesser. Nein, tut es nicht – und mein Teppichmesser war neu und sauscharf. Aber es schneidet nicht gut durch den Filz. Da ist eine Schere wirklich besser. Für kleine Ecken oder Rundungen geht es am besten mit einer Nagelschere.

Am Fenster habe ich den Filz genau an der Kante abgeschnitten. Diese wird ja später wieder hinter dem Fenstergummi verschwinden und muss deshalb nicht perfekt aussehen.
7. Filz an den Rändern umkleben
Bei den Rändern außen habe ich ca. 2-3 cm überstehen lassen und dies anschließend durch erneutes Besprühen mit Kleber auf Filz & Plastik um die Kanten verleimt, so dass die Plastikkante komplett verschwindet und ein schöner Abschluss entsteht.
Dabei hatte ich Bedenken, dass die Verkleidung später vielleicht nicht mehr passt, weil die 3mm Filz doch ganz schön “auftragen”. Dieses Bedenken war gar nicht so unberechtigt, kam jedoch an einer ganz unerwarteten Stelle zum Tragen… siehe Punkt 10!
8. Verkleidung wieder anbringen
Das ist leichter gesagt als getan! Durch den dicken Filz ist die komplette Verkleidung ja jetzt etwas breiter und dennoch sollte alles wieder unter dem Fenstergummi verschwinden. Das ging, aber meine Finger mussten dabei echt stark sein. Ich vermute auch hierfür gibt es bestimmt ein tolles Werkzeug, aber wie man sieht – ging auch ohne. ;-)
Nackige Hecktür… Filz hinter den Fenstergummi stopfen… Schwerstarbeit!
9. Verkleidung festschrauben & Verdunklungsrollo anbringen
Die Plastikverkleidung war mit ungefähr 12 Schrauben in der Tür verschraubt. Zwar hatte ich vorab bei den vorhandenen Bohrlöchern im Plastik den Filz mit einem spitzen Gegenstand “durchbohrt”, um die Löcher später beim Anbringen wiederzufinden… aber Pustekuchen. Nur einen Bruchteil der Schrauben konnte ich wieder anbringen (habe einfach die Löcher nicht mehr gefunden). Ich fand es aber ohnehin nicht notwendig, schließlich ist das Filz durch das Fenster und zusätzlich mit dem Verdunklungsrollo fest genug verschraubt. Also, Schrauben gespart. :-)
Hier der neue Filzlook, noch ohne Rollo… … und hier mit Verdunklungsrollo.
10. Oooops!
Ich glaub ich krieg’ die Tür nicht zu! Tatsächlich war das Filz auf der rechten Tür an der Seite schlichtweg zu fett und ich konnte die Tür nicht mehr schließen! Dabei hatte ich bereits alles schön gesäubert und aufgeräumt… und dann das!
Also musste ich das Fließ von der Seite wieder abziehen und an der Kante abschneiden. Die Klebereste ließen sich mit Silikonentferner gut lösen. Jetzt sieht das an der Stelle nicht sooo schick aus, aber das sieht man ja nur, wenn die Tür offen ist.
Nach dem Entfernen des Filzes lieben hässliche Klebereste… … die man mit Silikonentferner sehr gut wieder entfernen kann.
Hallo Gemütlichkeit!
Und so sieht das Ergebnis von innen aus – eine viel gemütlichere Atmosphäre. Vorher waren an den Türen kalte unschöne Plastikwände zu sehen. Der Filz macht jetzt mein Schlafzimmer so viel gemütlicher und wärmer – zumindest optisch.

Kosten & Aufwand
Und das hat der ganze Spaß gekostet:
- 2qm Carpet-Filz von Bus4Fun in der Farbe steingrau: 30€
- 2 Dosen Kraftsprühkleber: 33€
- Arbeitszeit: vielleicht 4-5 Stunden mit Abzug vieler Pausen. Bei Tür #2 ging das ganze schon viel schneller von der Hand, weil ich wusste worauf zu achten ist.
Wie gefällt dir das neue Schlafzimmer-Design? :-)

Anmerkung: Die Materialien habe ich selbst gekauft und ich wurde auch nicht für den Beitrag bezahlt. Die enthaltenen Links sind Affiliate-Links – das heißt, wenn du darüber etwas im Shop bestellst, bekomme ich eine kleine Provision. Für dich ändert sich nichts beim Preis.
Schaut super aus!
Danke! :-)