Warum ich nach sechs Jahren auf vier Rädern wieder sesshaft werde
Sechs Jahre lang war mein Camper mein Zuhause. Von 2016 bis 2022 bin ich damit durch Europa gereist, habe neue Orte entdeckt, war immer in Bewegung. Im Titelbild kannst du ein wenig sehen, wo ich überall unterwegs war (ausgenommen Großbritannien, das war eine Reise ohne Camper vor vielen Jahren).
Doch nach all der Zeit auf Achse habe ich jetzt beschlossen, das Kapitel Vanlife zu beenden. Die Entscheidung kam nicht über Nacht, sondern war das Ergebnis vieler kleiner Momente, die sich schließlich zu einer großen Erkenntnis zusammenfügten: Ich brauche wieder mehr Ruhe und Stabilität.
Von der Abenteuerlust zur Erschöpfung
Die letzten Reisen haben mir gezeigt, dass mir zunehmend die Energie und auch das Interesse fehlte, neue Orte wirklich zu entdecken. Es war nicht so, dass ich die Zeit im Van oder die Natur nicht mehr genossen habe – im Gegenteil. Doch während ich früher neugierig war, jede neue Umgebung zu erkunden und ihre Geschichte zu erfahren, fühlte ich mich irgendwann einfach nur noch übersättigt. Der Reiz des Unbekannten, der mich so lange angetrieben hat, war verschwunden.
Hinzu kam, dass ich während all dieser Reisen Vollzeit als Freelancerin gearbeitet habe. Das ständige Jonglieren zwischen Arbeit und Reisen war nicht immer einfach. Die Arbeit lief gut, aber gleichzeitig sorgte sie dafür, dass ich keine Energie mehr hatte, die Orte, an denen ich war, wirklich zu genießen. Und so kam die Erkenntnis: Ich brauche eine Pause vom Dauerreisen, um später wieder mit frischer Energie und Freude punktuell und ohne beruflichen Stress unterwegs sein zu können.
Abschied vom Van und ein neuer Anfang
Meine letzte große Reise führte mich ins Baltikum – Estland, Lettland und Litauen standen auf dem Plan. Ursprünglich sollten es drei Monate werden, doch nach etwa zwei Monaten habe ich beschlossen, früher nach Hause zu fahren. Mir fehlte die Energie, und ich sehnte mich nach etwas Vertrautem, nach einem festen Ort.
Nach meiner Rückkehr habe ich schließlich eine Entscheidung getroffen: Ich habe meinen geliebten Van verkauft. Und, ehrlich gesagt, es war viel weniger dramatisch und emotional, als man vielleicht denken würde. Der Van hatte zahlreiche Reparaturen nötig, und ich hatte weder Zeit noch Lust, weiter in ihn zu investieren. Der Abschied fiel mir also leichter, als ich gedacht hätte.
Und da ich hier auf dem Land ganz ohne Auto ja leider nicht sein kann, düse ich inzwischen in einem gebrauchten Opel Astra durch die Gegend. Marko hat seinen Platz auf der Rückbank gefunden und so begeben wir uns immer mal auf kleine Ausflüge in der Umgebung.
Back to the roots: Ein Haus in der Natur
Die vielleicht größte Veränderung bzw. Neuerung kam Anfang dieses Jahres: Ich habe mir ein kleines Haus gekauft. Ein Häuschen in der Natur, am Ortsrand einer Kleinstadt im Norden von Osnabrück. Das Haus hat ganze 63 qm Wohnfläche, mit einem kleinen Garten, einer gemütlichen Terrasse – genau richtig, um mich wohlzufühlen.
Mein Traum war ja ursprünglich ein Tiny- oder Modulhaus zu kaufen oder zu bauen. Aber das ist ja leider alles gar nicht so einfach – und vor allem nicht gerade günstig!
Der Kaufprozess des Hauses war schon aufregend genug, aber jetzt stehen die nächsten Schritte an: Sanierung, Dämmung, neue Fenster und eine Solaranlage soll aufs Dach. Alles Dinge, von denen ich bisher wenig bis gar keine Ahnung habe und die jetzt meinen Alltag mit neuen Aufgaben, Fragen, Zweifeln und Herausforderungen füllen.
Vom Leben auf vier Rädern und der Freiheit, jederzeit losfahren zu können, hin zu einem festen Zuhause, in das ich bald einziehen werde. Ein Haus, in dem ich die Tür hinter mir schließen kann und das mir eine Art Stabilität gibt, die ich mir wünsche.
Vom Freelance-Leben zur Teilzeit-Anstellung
Neben dem Hauskauf wird sich auch beruflich einiges verändern. Nachdem ich jahrelang als Freelancerin gearbeitet habe und davon gut leben konnte, möchte ich wieder eine stabilere finanzielle Grundlage haben und vor allem wieder in die gesetzliche Krankenversicherung zurückkehren.
Daher schwirrte mir schon länger der Gedanke im Kopf herum, mir eine Teilzeitstelle als Angestellte zu suchen. Tatsächlich hat sich nun aus einer bereits längeren Freelance-Zusammenarbeit mit einer tollen Agentur in Berlin ergeben, dass ich dort eine Stelle antreten kann. Ich hoffe, dass dies der perfekte Mix aus Stabilität und Flexibilität wird – als Freelancerin möchte ich weiterhin arbeiten.
Der umgekehrte Lebensweg
Während viele Menschen irgendwann beschließen, ihr geregeltes Leben aufzugeben, sich einen Van zu kaufen und die Welt zu bereisen, habe ich den umgekehrten Weg gewählt. Erst Vanlife, dann Hauskauf und ein Angestelltenjob. Und weißt du was? Es fühlt sich genau richtig an.
Ich habe sechs Jahre lang die Freiheit auf Rädern genossen, aber jetzt freue ich mich auf ein Leben mit einem festen Zuhause, einem kleinen Garten und einer Terrasse, auf der ich morgens meinen Kaffee trinken kann. Ich werde bestimmt wieder mal auf Reisen gehen, aber für den Moment genieße ich den Übergang in ein neues Kapitel.
Ausverkauf
Nachdem ich den Van leer geräumt und verkauft hatte, habe ich nun noch einige Dinge hier im Keller liegen, für die ich keine Verwendung mehr habe. Wer also Interesse hat, gerne melden – Preise sind alle verhandelbar!
Was passiert mit dem Blog?
Das ist eine gute Frage, die ich selbst noch nicht abschließend beantworten kann. Aktuell habe ich wenig Zeit und Energie, hier neue Inhalte zu erstellen – es gäbe noch einige Themen und Reisen, über die ich bisher nicht geschrieben habe.
Ich lasse den Bog auf jeden Fall online und wir schauen einfach mal, was passiert. Vielleicht switche ich vom Vanlife-Blog zum Haus-Sanierungs-Blog? Was meinst du?
Ein großes Dankeschön geht auf jeden Fall raus an alle, die ich unterwegs oder online durch meine Reisen kennen lernen konnte. Wir sehen und – one the road oder bei mir im Garten! ;-)
Yeah. Leben ist Veränderung, und nichts ist in Stein gemeißelt. Ich kan deine Beweggründe sehr gut nachvollziehen. Nach allen Reisen freuen wir uns immer wieder in´s Vertraute zurück zu kommen. Der Van steht abfahrtbereit auf der Straße, dass Gefühl jederzeit in neue Abenteuer zu starten möchte ich aktuell nicht missen. Den Traum einmal ein Holzhaus zu bauen schwirrt aber rege in meinem Kopf mit. Hab vielen Dank für dein Blog, er hat mich über Jahre begleitet, und die ein oder andere Idee für das nächste Ziel wurde sicher auch von deinen Zeilen mit geprägt. Alle Gute in den eigenen festen Wänden.