Eine Reise nach Nordkorea – verrückte Idee?

Dass eine Reise nach Nordkorea für uns durchaus möglich ist, ist  bekannt, aber eine Frage die mich schon länger beschäftigt: ist es denn ethisch in Ordnung in ein Land zu reisen, in dem ein abgedrehter Diktator über die Bevölkerung herrscht (und: darf ich da überhaupt noch einreisen, nachdem die meinen Beitrag hier entdeckt haben)?

Mir ist durchaus bewusst, dass eine Reise nach Nordkorea mit gewissen Konflikten verbunden ist.

  • Das Geld, welches durch den Tourismus ins Land gelangt, geht direkt ans Regime und wird höchstwahrscheinlich nicht der Bevölkerung zugute kommen.
  • Bei der Reise wird den Touristen ein komplett inszeniertes Bild von Nordkorea vermittelt – das von einem perfekten Land mit glücklichen Menschen. Das echte Nordkorea bekommt man dabei kaum zu sehen.
  • Es ist deshalb kaum möglich, mit den Menschen vor Ort in Kontakt zu kommen.
  • Während der kompletten Reise sind zwei Guides dabei, die den Touristen nicht von der Seite weichen und ihnen ggf. die Grenzen des Erlaubten aufzeigen.

Aber ich glaube auch, dass der Tourismus und die dadurch erlangte Aufmerksamkeit etwas positives bewirken kann für Nordkorea. Vielleicht bekommen so die Menschen vor Ort ein bisschen mehr davon mit, was hinter der Grenze im Rest der Welt passiert. Dieses Land zu ignorieren hilft jedenfalls auch nicht weiter.

Ich würde mit meiner Reise nach Nordkorea auch kein politisches Statement setzen wollen, das kann ich gar nicht. Aber ein Land nicht zu bereisen wegen der vorherrschenden politischen Situation – wenn ich diesen Filter ansetzen würde, müsste ich eine ganze Reihe von Ländern von meiner Bucket List streichen (ich nenne hier absichtlich keine Namen).

Warum ausgerechnet Nordkorea?

Das ist eine gute Frage. So ganz kann ich mich an den Ursprung der Idee nicht mehr erinnern. Aber grundsätzlich bin ich neugierig und will bestenfalls die ganze Welt erkunden – und dazu gehört Nordkorea, auch wenn es im ersten Moment als Reiseland nicht sehr attraktiv scheint.

In den Nachrichten hört man nur von seltsamen politischen Verkündungen und Drohungen aus Nordkorea, Denis Rodman’s Besuche bei seinem Freund Kim Jong-Un oder bizarre News über eine TV-Show im nationalen Fernsehen mit Disney’s Mickey and Minnie Mouse – und Kim Jong-Un glücklich grinsend im Publikum. Je mehr man darüber liest, umso absurder wird das Bild von einem Land, das so abgeschottet vom Rest der Welt ist wie kein anderes.

Diese Absurdität wird in diversen Formaten aufgegriffen. Blogs wie Kim Jon-Il looking at things oder sein Nachfolger Kim Jong-Un looking at things sind zwei bekannte Beispiele, die das Thema Nordkorea mit ein bisschen Humor ausstatten, obwohl die Situation für die Bevölkerung dort wohl eher zum heulen ist.

Nordkorea erscheint für uns wie ein anderer Planet, es gibt kaum ungefilterte Informationen aus dem Land. Das scheint sich jedoch immer mehr zu lockern – einige wenige Journalisten dürfen dort arbeiten, Touristen dürfen ihre Handys und Computer wieder mit ins Land nehmen – sofern nichts Regime-feindliches drauf gespeichert ist. Und das Fotografieren ist auch erlaubt (na ja so halbwegs zumindest). Also aktuell ist die Lage relativ entspannt – hoffen wir mal, dass es so bleibt oder sich sogar verbessert.

Heute bin ich auf diesen Reisebericht gestoßen: DPRK: The Land Of Whispers (North Korea Travel Documentary) (2013). Hier zeigt ein Tourist, wie er mit einer Reisegruppe durch das Land geführt wird, was sie sehen dürfen – und was nicht. Beeindruckend und irgendwie schräg – seht selbst!

Und nachdem ich das Video angeschaut hatte war mir (noch mehr) klar: ich muss da hin, das will ich sehen. Mir ist bewusst, dass es kein Urlaub im Sinne von Erholung, Spaß und Sonnenschein wird. Die Reise wird sicherlich anstrengend, irritierend, und außerdem nicht sehr günstig (da man nur mit einer Reiseagentur in Begleitung das Land besuchen darf).

Die Recherche hat begonnen

Ziemlich zu Beginn meiner Recherchen bin ich bei Instagram auf den Associated Press Fotografen David Guttenfelder aufmerksam geworden, der über mehrere Monate hinweg Nordkorea mehrmals besuchte und viele beeindruckende und spannende Bilder mitbrachte – auch von Situationen und Gegenden, die der normale Tourist nicht zu sehen bekommt.

Weitere interessante Beiträge rund um das Reisen nach Nordkorea:

Die Reise werde ich wahrscheinlich über die bekannte Reiseagentur Koryo Tours buchen. Mein bisheriger Favorit – die National Day Long Tour 2014 fällt zufällig genau auf meinen Geburtstag – bin mir noch nicht sicher, ob ich den dort feiern will!?

Was meint ihr? Bekloppt? Spannend? WTF? ;)
Über weitere Tipps, Links, Fragen freue ich mich natürlich!

Update 8. Juni: Flug gebucht – Planung gestartet! :)


(Foto Credit: (stefan))

26 Gedanken zu „Eine Reise nach Nordkorea – verrückte Idee?“

  1. Finde die Idee super. Finde auch die ethische Frage quatsch. Ich glaube den Menschen ist mehr damit geholfen wenn man sie mehr in die Welt mit einbezieht. Und je mehr Menschen Nord-Korea bereisen desto eher bekommt die Bevölkerung vielleicht auch mit – Hoppla hier läuft was falsch. Dieses ganze skurile King-Kong-Il Gedöns ist ja wirklich unglaublich.

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  2. Ohje, jetzt habe ich das Video ganz geschaut… es ist zugleich spannend, schräg, verstörend, unfassbar… ohne Worte eigentlich! Also, Respekt vor Deinen Plänen, dorthin zu reisen! :-)

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  3. Mach es! Das Video zeigt mir nur, das dieses Land dabei ist, sich zu öffnen. Und ich glaube, das jeder “fremde” Mensch dort vor Ort den Menschen auch zeigt.. Hey da gibt es eine Welt außerhalb dieses Kosmos.

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    • Danke Janett! Ich denke auch, dass man als Tourist zumindest versuchen kann, den Nordkoreanern ein bisschen näher zu kommen. Bin dennoch recht verunsichert wie das wohl wird… aber genau deshalb muss ich hin, um dies herauszufinden. :)

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  4. Henry Rollins hat mal von einer Reise nach Nordkorea berichtet, was zwar unterhaltsam war, abr nicht gerade den Wunsch in mir geweckt hat, es ihm gleichzutun. Ich bin da allerdings auch eher so, dass mir da politische Statements wichtiger sind als die Neugier. Eine Stadt hat einen Bürgermeister von NPD, Lega Nord oder Front National? Die wird auf meinen Reisen gemieden. Keinen Cent für Benzin, ein Getränk im örtlichen Café etc. etc.
    Das kann ungerecht gegenüber der ohnehin untergebutterten antifaschistischen Minderheit in dem Ort sein, aber es ist für mich einfach nicht ok, da zu tun als wäre da alles normal und ich wäre als Tourist ohnehin ein Neutrum.
    Nordkorea scheint jetzt ein Bisschen das neue Lieblingsland für Leute zu sein, die den krassen Trip in eine Tabuzone der Welt suchen. Ich finde, das lässt eher einen Rückschluss zu, dass die eigenen Abenteuerlust und irgendwo auch Eitelkeit vor weltbürgerlichen Grundsatzentscheidungen stehen.

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    • Das kann ich total verstehen und ich bin mir auch noch nicht 100% sicher, ob die Reise nach NK so eine gute Idee ist. Aber das werde ich spätestens im September wissen.
      Ich bin einfach neugierig und möchte ein Land nicht von meiner Reiseroute streichen, nur weil dort eine sehr fragwürdige Politik stattfindet (um’s mal vorsichtig auszudrücken). Was soll das bringen? Ich basiere meine Entscheidung nicht auf politischem Background, sondern auf pure Neugierde und Interesse für die Kultur des Landes.

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  5. Hallo Mandy,
    ich bin auch hin & weg begeistert von diesem wunderschönen Land.
    Habe von einem Bekannten, der häufig dort ist sehr viele Fotos gesehen.
    Dann habe ich ein nettes Buch gefunden, vielleicht kennst du es “Kim &Stuppi Ferien in Nordkorea” dort beschriebt ein Journalist seine Reiseerfahrung mit seiner Urlaubspartnerin.
    Ich bekomme immer mehr Lust dieses Land zu bereisen, kann aber bis zum heutigen Zeitpunkt nicht meine Frau überreden.
    Daher bin ich sehr gespannt auf deinen Bericht.
    Ein Tip schon vorne weg: Da du im September fährst nimm dir auch dicke Kleidung mit. Da es außer im Hotel keine Heizungen gibt.

    Gruß
    Carsten

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  6. Hallo Mandy,

    sehr schöner Artikel! Ich mache mir auch seit einiger Zeit meine Gedanken darüber, ob man das eigentlich machen darf, nach Nordkorea fahren. Und genau wie dich zieht mich die Abenteuerlust mit aller Kraft zum letzten weißen Fleck auf der Welt. Denn irgendwie ist es das ja… Aber, aber, aber. Ob ich es irgendwann mache? Ich weiß es nicht. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt auf deine Erfahrungen und Berichte!

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    • Danke für deinen Kommentar, Anna! Ja, das Thema ist etwas kompliziert… aber ich finde, jeder sollte für sich selbst entscheiden, ob er es vertretbar findet nach Nordkorea zu reisen. Eine “richtige” Antwort gibt’s darauf eh nicht. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt! :)

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  7. Hallo,
    ich wollte diese Jahr auch nach Nordkorea, habe jedoch davon Abstand
    genommen, da ich mir auch unbedingt das Ariang Festival ansehen wollte.
    Ich habe jedoch erfahren, dass das Festival in diesem Jahr ausfällt, da das Stadion „1. Mai“
    renoviert wird.
    Viele Grüße und eine gute Reise
    Klaus

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    • Hallo Klaus, ja habe auch gehört, dass das Ariang Festival dieses Jahr nicht statt findet.
      Aber mir war das nicht so wichtig (zumal der Eintritt verdammt teuer sein soll – ca. 100€?). Der Rest der Reise wird sicherlich “aufregend” genug. :)

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  8. oh ich bin aber sehr neidisch. leider fehlt mir bisher der Mut, eine Nordkoreareise zu unternehmen. Wobei ich Nordkorea so gerne mal besuchen möchte. Ich liebe die Art der Architektur. Klar das Regime geht nicht , aber dennoch ist es ein Land mit Kultur und vor allem ist es aus meiner Sicht wichtig, dass dieses Land nicht in Vergessenheit gerät und auf die Politik reduziert wird.
    ich freue mich auf deinen Bericht im September.
    Liebe Grüße
    Regina

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    • Danke für deinen Kommentar, Regina! Ja, ich bin auch schon sehr gespannt auf die Reise nach Nordkorea!! Ein bisschen Bammel habe ich auch, aber da ich eh mit einer Reisegruppe unterwegs bin und alles organisiert wird, verlasse ich mich einfach mal darauf und denke, dass das schon alles klappen wird. :)

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  9. Ich finde du hast eine super Recherche zu dem Land betrieben. Ich habe ein halbes Jahr in Südkorea studiert, zu der Zeit, wo Kim JU die Raketen abfliegen ließ. Dort in Seoul hat kein Mensch je ein Wort darüber gefällt, ob die Situation zwischen Süd und Nordkorea bremslig ist oder nicht. Geschweige denn überhaupt ein Wort darüber. In der Gesellschaft wird es nicht gerne anerkannt, wenn man das Thema anspricht. Da sieht man wie viel Drama die Medien um diesen Mann heben. Nichtsdestotrotz soll es auch gar nicht darum gehen, ich finde deine Idee dorthin zu reisen sehr interessant. Du solltest sie in der Tat mal umsetzen. Wie wäre es denn, wenn du direkt danach mal nach Südkorea reist, um den Kontrast mal zu erkennen?

    P.s.: Ich kann dir ein Buch empfehlen: Escape from camp 14 . Ich finde das bildet die Wahrheit Nordkoreas zu einem wirklich nicht kleinen Teil wider.

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