Vanlife sucks – die harte Realität vom Leben on the Road

Ich lebe im Van – oh, wie aufregend und abenteuerlich ist das denn bitte! Woaaah! Ständig diese perfekten Sonnenuntergänge am Meer, ideales Vanlife-Wetter… draußen frühstücken, am Abend den Sonnenuntergang bei einem kalten Bierchen genießen. Und zwischendrin ein bisschen arbeiten. Ja nee, is klar!

Mein Vanlife-Alltag sah gestern z.B. so aus:

  • Am Morgen prasselt der Regen auf’s Dach. Das ist ein schönes Geräusch, und die frische Luft dazu mag ich auch – allerdings doof, wenn der Hund vor die Tür muss.
  • In einer kurzen Regenpause hüpfen wir vor die Tür, drehen eine kleine Runde und bevor sich die nächste Regenwolke über uns auslässt, sind wir zurück im Van.
  • Inzwischen ist’s schon halb 11 und ich habe noch nicht mal gefrühstückt – das wird jetzt nachgeholt, während Marko es sich auf der Sitzbank bequem macht, auf der ich eigentlich sitzen möchte…
  • Für den Tag habe ich mir einiges vorgenommen, aber bei solch grauen Aussichten schwindet meine Motivation schnell ins Nirvana und ich hänge rum und beschäftige mich mit ganz viel unnötigem Kram.
  • Am frühen Nachmittag esse einen kleinen Snack und beschließe, mich kurz auf’s Ohr zu hauen. Produktivität wird auf morgen verschoben.
  • Später gibt’s eine kleine Ballspiel-Runde mit Marko & Merle und am Abend bin ich mit Nima & Steve zum Kochen verabredet. Es gibt leckere Pasta & Bolognese (vegan!), während draußen der Regen langsam nachlässt.
  • Dann steht ein Spanier da und braucht Hilfe – er ist mit seinem VW-Bus auf die Wiese gefahren und im Matsch versunken. Also alle raus und helfen, schieben, ziehen, buddeln… am Ende zieht Stevie den Bus mit dem dicken Horst & Slackline als Abschleppseil aus dem Schlamassel. Die Sonne geht währenddessen dramatisch schön am Himmel unter – aber keine Zeit für ein Foto!
  • Den Rest des Abends verbringen wir mit Wein und Film (Prestige – Anguck-Tipp!)… und im Dunkeln hüpfe ich später zurück in meinen Van, wo Marko ganz verschlafen auf mich wartet.
Vanlife in Spanien
Die Wiese ist matschig, aber wunderschön!

Allgemein kann man sagen: irgendwas is immer und meistens passiert alles anders als geplant. Aber das macht ja nix und ich finde es ja auch schön, so flexibel und spontan unterwegs sein zu können. Dennoch gibt es Dinge unterwegs im Van, die durchaus nerven können. Also, bevor du dein Hab & Gut verkaufst und dich auf dein Traumleben Vanlife einlässt, lies mal weiter…

Wo ist das Internet?

Gerade für Internet-Junkies wie mich ist es wichtig, immer eine gute Verbindung zu haben und online gehen zu können. Schließlich verdiene ich mein Geld mit dem Gestalten neuer Websites, das geht nunmal am besten online. Zuhause in Berlin hatte ich einfach eine monatliche Flatrate ohne Limitierung beim Datenvolumen.

Unterwegs im Van kommt es auf das jeweilige Land und die Angebote vor Ort an, wie viel oder wenig Datenvolumen ich für mein Geld bekomme. Portugal ist in der Beziehung ein Paradies: 1€ pro Tag für unbegrenztes Datenvolumen. In Spanien sieht das schon wieder anders aus: hier gibt’s z.B. bei Simyo aktuell 20 GB für 17€. Das ist ein guter Preis, dennoch muss ich immer auf mein Surfverhalten achten und kann halt nicht ewig lang Videos schauen oder große Datenmengen herunterladen.

Außerdem passiert es schon mal, dass ich an einem schönen Ort stehe, alles ist perfekt… bis ich online gehen will und feststelle, dass kein Netz da ist. Das ist richtig doof, denn das bedeutet für mich fast immer: weiterfahren. Denn so ganz ohne Internet geht’s einfach nicht. Vielleicht mal einen Tag am Wochenende, wenn ich nichts vor habe… aber eigentlich mag ich sehr gerne online sein. ;-)

Wassermangel

Wer denkt schon groß darüber nach, wie viel Wasser er beim Duschen oder Abspülen verbraucht? Schließlich kommt das Wasser unbegrenzt aus dem Wasserhahn.

Das ändert sich ganz schnell, wenn du in einen Van ziehst. Ich habe einen 120 Liter Frischwassertank und da lohnt es sich, sparsam mit dem Wasser umzugehen. Ärgerlich wird’s immer dann, wenn gerade dann das Wasser ausgeht, wenn man ganz gemütlich an einem wunderschönen Platz steht und eigentlich gar nicht weg will. Dann heißt es: alles zusammenpacken, losfahren, Wasser tanken, zurück zum Platz, alles wieder gemütlich herrichten und fertig. Für solche „Kleinigkeiten“ kann schon mal ein halber Tag drauf gehen… das nervt manchmal.

Das Gute daran: du wirst sehr bewusst mit der Resource Wasser umgehen – da freut sich Planet Erde!

Das Klo ist voll

Eine weitere Limitierung der schönen Freisteh-Zeit ist die Toilette! Dort ist es nun mal nicht getan mit Spülung drücken und „aus den Augen, aus dem Sinn…“. Nein, hier werden alle Hinterlassenschaften gesammelt und diese müssen regelmäßig entleert werden. Dafür (zumindest bei der Chemietoilette) muss eine Ver- & Entsorgungsstation aufgesucht werden. Diese ist bestenfalls gut ausgestattet und bietet einen Abflussbereich und einen separaten Wasserhahn für die Toilette, um noch mal mit Wasser nachzuspülen nach der Entleerung.

Ich habe derzeit noch eins dieser Chemieklos im Van (welches ich übrigens ganz ohne Chemie verwende), welches nach etwa 5-6 Tagen voll ist. Sonderlich viel Spaß macht die Entleerung nicht, aber man gewöhnt sich daran (na ja, weitestgehend…).

Update! Endlich habe ich meine Trenntoilette in den Kasten einbauen lassen

Der Strom ist aus

Stell dir vor, du sitzt gemütlich im Van, am Abend ganz einsam und alleine mit Blick auf’s Meer… und plötzlich geht das Licht aus. Ja, das ist mir schon passiert: am (unbeleuchteten) Nordstrand von Nazaré in Portugal, als ich mehrere Tage dort verbringe und mit viel Netflixerei die Batterien strapaziert habe. Schön blöd!

Nazaré Beach, Portugal

Wenn der Strom aus ist, ist es nicht nur dunkel – dann geht auch der Kühlschrank nicht mehr (wenn dieser wie bei mir nur über Strom läuft), fließend Wasser ist auch Geschichte, denn die Wasserpumpe braucht ebenfalls Strom. Und auch die Heizung springt nicht mehr an (bei mir: Dieselheizung), denn auch diese benötigt den heiß begehrten Strom um zu funktionieren.

Klar, du kannst einfach den Motor ein wenig laufen lassen, um wieder Strom zu haben. Ich bin damals einfach mit einem Buch ins Bett verschwunden und habe auf die Sonne am nächsten Tag gewartet.

Mistwetter

Unterwegs im Van bist du Wind und Wetter ausgesetzt. Na klar, bei Regen verkriechen wir uns im Van und sitzen das auch mal ein paar Tage aus. Aber nach einer gewissen Zeit stellt sich doch ein Lagerkoller ein, vor allem bei Marko, der doch ein bisschen mehr Action und Bewegung braucht tagsüber.

Schlechtes Wetter sorgt meistens auch dafür, dass die Gegend nicht sonderlich spannend ist und ich sowieso keine Lust habe, vor die Tür zu gehen. So geschehen zuletzt im wunderschönen Kletter- & Wandergebiet El Chorro in Andalusien. Dort hat es fast die ganze Zeit geregnet, als wir da waren. Wir hätten so schön wandern gehen können, aber bei solchem Mistwetter ist mir jedoch nicht danach.

Bei Mistwetter kommt noch hinzu, dass irgendwann das Auto auch von innen aussieht wie Sau, weil der liebe Herr Hund sich am allerliebsten erst im Van noch mal ordentlich schüttelt und das Dreckwasser überall verteilt. Inzwischen bekommt er schnell seinen kleinen lustigen Bademantel übergestülpt, damit hält sich die Sauerei in Grenzen.

Vanlife mit Marko
Marko, die kleine Drecksau, kurz nach dem Schlammbad…

Der Vorteil beim Vanlife: du kannst dem schlechten Wetter einfach davonfahren, das funktioniert aber auch nicht immer. Als ich genug hatte vom Regen in El Chorro hatte und weiterfahre, kam mir die Schlechtwetterfront einfach hinterher. Nun ja…

Hässliche Orte

Da fährst du voller schöner Erwartungen an einen neuen Ort, den du dir vorher rausgesucht hast und malst dir auf dem Weg dorthin bereits aus, wie schön es sein wird, wenn du in der Idylle entspannen und mit dem Hund spielen kannst… und dann kommst du an und die Realität haut dir mit voller Wucht ins Gesicht. Manchmal passt’s halt einfach nicht.

Vanlife sucks
Ein ganz schön hässlicher Stellplatz an der Algarve…

Ein verdreckter Stellplatz, ein Atomkraftwerk am Horizont, ein Party-Parkplatz des Nachbardorfs… So kommt es ab und an vor, dass ich genervt wieder wegfahre und mir einen anderen Platz suche. In solchen Momenten wünsche ich mir manchmal dieses stete Leben in einer festen Bleibe wieder, die einen nicht jeden Tag mit etwas neuem überrascht… Aber der Gedanke verfliegt spätestens dann, wenn ich einen neuen schönen Platz gefunden habe. Wer braucht da schon ein Haus / eine Wohnung?

Getreu nach dem Motto Irgendwas ist immer ist diese Aufzählung noch längst nicht vollständig, sondern zeigt nur einen kleinen Teil des alltäglichen Wahnsinns (oder Langeweile) beim Leben on the Road.

Und das Fazit? Alles Mist dieses Vanlife? Ach was, denn auch wenn immer irgendwas unerwartetes passiert – das Gute daran: ich habe gelernt, damit umzugehen, gehe den Tag entspannter an und lasse Dinge einfach mal geschehen. Perfekt ist doch langweilig, oder?

Noch mehr spannendes & lustiges aus dem Vanlife Alltag gibt’s hier: Vanlife Pannenshow – Oooops Teil 2

Vanlife sucks!
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VAN girls

8 Gedanken zu „Vanlife sucks – die harte Realität vom Leben on the Road“

  1. Hallo Mandy,
    Auch wenn wir nicht komplett im Wohnmobil leben, so kennen wir einige Szenarien von längeren Reisen ebenfalls. Aber das Ganze macht es ja auch erst spannend ?
    Und zuhause im Steinhaus ist auch immer irgendwas. So zumindest bei uns fünf.

    Auf deine Nature’s Head Trenntoilette von Tomtur kannst du dich freuen, wir haben auch eine und ich möchte sie an Board nicht mehr missen.

    Liebe Grüße
    Christa

    Antworten
  2. Hallo Mandy,

    ich hab da ein Frage und eine Ergänzung.
    Wenn du ein Ersatzteil oder irgendwas anders brauchst, zb. von ebay oder aliexpress kannst du dir das nicht an deinen Meldeadresse schicken lassen, da die je in Deutschland ist.
    In einem anderen Blog haben die mir tatsächlich DHL Packstation gesagt. Das ist totaler Quatsch, Warensendungen gehen nie an DHL Packstation.

    Wie hast du das Problem gelöst? Bei 4 Wochen Urlaub kann man Bestellungen aufschieben, aber wenn du 365Tage im Jahr On Tour bist geht das nicht.

    Was uns oft in Nordspanien aufgefallen ist, das die Spanier echte Rüpel / Prolls sind und überhaupt kein Benehmen haben.
    Beispiel: hier 42.88718,9.27327 Cabo Fisterra nach 00:00 am Freitag kamen noch Spanier, zwängte sich zwischen die Wohnmobile, grölten und pinkelt direkt an der Böschung / Hang.
    Kein Einzelfall: Beispiel 2 : Freistehplatz vor Feiertag um 23:30 kommen Spanier mit Auto. Tür auf Bass und Endstufe voll aufgedreht, als ob sie allein sind. Rücksicht = 0

    Danke
    Gruß Bernd

    Antworten
    • Na wenn du meinst, Laura… ich sehe das offensichtlich ganz anders und finde deine Kritik ziemlich unnötig, denn letztlich entscheide ich selbst, was ich tue. Ob dir das nun gefällt oder nicht. Außerdem “nörgel” ich hier nicht rum, sondern zeige die Realität unterwegs im Van auf. Aber ja, irgendwas gibt’s immer zu meckern, das zeigst du ja mit deinem Kommentar ebenso. ;-)

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  3. Und gleich ein Link zum Vanlife Shop. Ein Schelm der sich nichts dabei denkt :-) Vanlife ist nur Hype und Geldmacherei, nichts weiter. Gibt aber halt genug dumme Leute da draußen die auf die schicken Bildchen hereinfallen.

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    • Neffe, du Schelm! Streifst hier durch meinen Blog und das erstbeste was dir einfällt, ist direkt mal rumzunörgeln, weil du einen Banner zu einem Shop entdeckt hast? Ganz großes Kino, Glückwunsch. Ich glaube du hast den Beitrag nicht mal gelesen…
      Ich lebe dann mal weiter meinen “Hype” und verdiene mich reich und glücklich an meinem Vanlife Shop. hahaha! :-)

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  4. Respekt. Ich finde es echt interessant, dass du einfach 365 on Road bist.
    Ich glaub, ich würde das niemals hinbekommen.
    Hätte ich die Möglichkeit würde ich es aber auf jeden Fall mal probieren wollen.
    lg Markus

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