Alleine reisen & leben im Campervan – ich habe mir den Traum erfüllt und lebe dauerhaft in meinem Van. In dieser Interviewreihe stelle ich dir Frauen vor, die ihren Traum ebenfalls umgesetzt haben und inzwischen Vollzeit im Van leben.
Heute erzählt Jane von ihrem Leben im Campervan gemeinsam mit ihrer Tochter & Hündin Pearl, ihren bisherigen Erfahrungen. Dazu gibt es Tipps für alle Frauen, die ebenfalls über ein Leben auf Rädern nachdenken:
Jane, seit wann lebst du im Campervan und wie kam es dazu?
Ich lebe mit meiner Tochter und Hund seit August 2016 in einem Fiat Ducato mit Traveller Aufbau. Wie es dazu kam? Das ist eine lange Geschichte. Ich fasse mal kurz zusammen.
Es war schon immer mein Traum. Ich glaube seit ich 18 bin oder so. Ich hatte bestimmt hunderte von Skizzen zum Ausbau eines Vans entworfen. Nur fehlte es meist an Geld. Mit meiner Tochter und der Tatsache, dass ich alleinerziehend bin, änderte sich viel in meinem Leben. Ich zog um. In die Nähe meiner Eltern. Doch nach 2 Jahren Einsamkeit und Sehnsucht nach meinen Freunden in der alten Heimat, hatte ich die Hoffnung aufgegeben, dass sich bald was ändern würde. Dass bald der Traumprinz um die Ecke kommt und alles besser wird.
Und dann fand ich diesen Brief in meinem Postfach, der ankündigte, dass sich in naher Zukunft zumindest finanziell etwas ändern würde. Ein Bausparvertrag wurde ausgezahlt. Erst dachte ich so: “Okay, warten wir mal ab wieviel das ist.” Und als ich es dann erfuhr, war mir ziemlich schnell klar, was ich damit machen würde: ein Wohnmobil kaufen (ein Ausbau kam für mich nicht in Frage, da ich keine Zeit dafür hatte. Als Mutter hat man ziemlich viel zu tun.).
Umgeschaut hatte ich mich ja immer wieder mal. Nun wurde aus dem Traum Wirklichkeit. Ich setzte mich hin und machte eine Liste, was das Wohnmobil auf jeden Fall alles haben sollte: Solar, Dusche, Markise, Heizung, Alkoven. Dann wühlte ich mich durch die Anzeigen. Ich suchte mir 4 Wohnmobile raus, machte Besichtigungstermine bei dreien für ein Wochenende und fuhr an diesem Wochenende 1200 km zusammen. Ohne Erfolg! Immer passte irgendetwas nicht.
Gefrustet saß ich am Samstag Abend bei einem Freund auf dem Sofa als mir das 4. Wohnmobil wieder einfiel. Da hatte ich niemanden erreicht. Am Sonntag morgen hatte ich Glück und konnte einen Besichtigungstermin mit der Besitzerin für diesen Tag vereinbaren. Ich musste ja noch nach Hause zu meiner Tochter fahren und die weiteren Schritte vorbereiten (Wohnung kündigen, Hausrat verkaufen, umziehen…), wenn ich noch etwas vom Sommer im Wohnmobil erleben wollte.
Kurz gesagt: das 4. Wohnmobil ist es dann geworden. Er heißt heute Lars Longstrong, der Eisbär. Er ist mein erstes richtiges Zuhause. Ich hab mich noch nie so wohl und geborgen gefühlt wie im Lars. Das Leben. Es ist anders. Es hat auch seine Höhen und Tiefen. Jedoch sind es Höhen und Tiefen, die ich nicht missen möchte. Ich liebe es mein Zuhause immer bei mir zu haben.
Wie ist für dich das Reisen & Leben im Van, alleine als Frau? Welche Vor-/Nachteile verbindest du damit?
Es ist ein Privileg, wie ich finde, ein Haus am See, am Meer und in den Bergen zu haben. Gleichzeitig bin ich mir aber auch bewusst wie schnell Lars ausfallen oder gar wegfallen kann (Freunden von mir ist das schon passiert). Doch genau das ist es, was es ausmacht. Es ist ein intensives Leben.
Letzten Winter waren wir hier in Deutschland und der Budenkoller hat sich breit gemacht. Da gab es ordentlich Streit zwischen meiner Tochter und mir. Daraus hab ich viel über mich gelernt.
Noch ein Punkt, den ich am Vanlife sehr mag. Man lernt sich selbst kennen. Die guten wie die schlechten Seiten. Das hat mich sehr wachsen und reifen lassen und ich konnte lernen mich mehr anzunehmen und zu lieben. Ich weiß nicht, ob das in einer Wohnung auch möglich gewesen wäre.
Im Winter in Deutschland kam noch ein Nachteil dazu. Mir wurde mehrmals das Betreiben des horizontalen Gewerbes angedichtet. Man hat mich versucht von Parkplätzen zu vertreiben. Und grad als Alleinerziehende wird man in der kalten Jahreszeit schnell kritisch beäugt. Und vielleicht auch dem Sinti und Roma Volk zugeordnet. Sprich man könnte ja klauen. Im Sommer ist das weniger der Fall, weil man mehr draußen ist und auf die Leute zugehen kann.
Das Reisen. Ich liebe es neue Landschaften zu erkunden, andere Sprachen zu sprechen und neue Bekanntschaften zu machen und mit ihnen zu essen. Das Essen auf Reisen ist immer toll. Es hat was familiäres zusammen mit neuen Leuten zu kochen, zu essen und sich dabei auszutauschen. Manchmal hab ich das Gefühl ich bin ein Gypsie.
Hast du schon schlechte Erfahrungen gemacht allein unterwegs?
Ja, ich hab schon schlechte Erfahrungen unterwegs gemacht. In Spanien wurde bei uns eingebrochen während wir wandern waren. Als wir zurückkamen, war die Scheibe auf der Beifahrerseite kaputt und drinnen ein heilloses Durcheinander. Doch außer meinem Portmonee mit den Papieren fehlte nix. Die Einbrecher waren wohl in Eile, ich vermute irgendjemand ist vorbeigekommen und hat sie mit seiner Anwesenheit vertrieben. Es war eine spontane Aktion.
Womit verdienst du dein Geld unterwegs?
Ich bin Fotografin (Landschaften, Portraits, Gebäude, Eventdokumentation und Produkte sind mein Steckenpferd) und ich mache Makrame Schmuck mit Baumperlen, rohen und geschliffenen Mineralien im eigenen Stil.
Im nächsten Jahr sind Vorträge über mein Leben, meine Abenteuer und meine Erfahrungen im Wohnmobil geplant.
Welchen „ultimativen“ Tipp möchtest du jeder allein reisenden Frau mitgeben?
Eigentlich 2… äh 3… äh viele.
- Wir haben einen Soda Stream in unserem Lars, weil ich Sprudelwasser liebe. Jedem dem es genauso geht, kann ich den schwer empfehlen. Aber das war noch nicht der ultimative Tipp. Der Tipp ist, wenn ihr in Spanien oder Portugal unterwegs seid, könnt ihr eure Sprudelgasflaschen in Märkten für Haushaltsgeräte wie Mediamarkt z. B. umtauschen.
- So ein Hund ist eine tolle Reisebegleitung. Er passt auf mich auf, bewacht Lars und ich kann ihre Ohren zu sabbeln und mit ihr kuscheln. Ich liebe unsere Hündin Pearl sehr.
Solltet ihr, liebe Leser, darüber nachdenken, so empfehle ich mittlere Größe und Mischling. Da fallen die Kosten nicht so hoch aus. Mischlinge sind meist sehr robust, sprich weniger Krankheitsanfällig. (Das ist meine Erfahrung. )
Zudem finde ich es sinnvoll, dass man den Hund tragen kann, falls er mal krank wird. Reduziert Stress, wenn man sich keine Gedanken machen muss, wie man den Hund von A nach B bekommt. - Zum Thema Einbruchsicherung:
Neben einem Hund gibt es diverse elektronische Sicherungen. Einmal gibt es Sensoren, die man an Fenster und Türen anbringt und sobald sie geöffnet werden, ertönt eine Sirene. Höllisch laut!
Dann gibt es Fake Kameras, Bewegungsmelder mit Hundegebell und Fake Alarmanlagen mit Fernbedienung (man kann diese “Alarmanlage” per Fernbedienung “aktivieren”, je nach Ausstattung blinken Lichter und sie macht entsprechende Geräusche).
Aufkleber bezüglich Kamera/Alarmanlage sind auch recht abschreckend. Meist sind es spontane Einbrüche um einfach schnelles Geld zu machen. Sieht es aber nicht einfach aus, sind sie schnell abgeschreckt.
Und dann noch solarbetriebene Bewegungsmelder, die ein sehr helles Licht machen.
Ich glaube, wenn man sich 4 Bewegungsmelder mit Licht ( für jede Seite einen) und eine Lärmmaschine besorgt und vielleicht noch einen Aufkleber, ist man ganz gut abgesichert.
Wenn du mehr über Jane erfahren möchtest, schau mal bei ihr vorbei:
Vielen Dank für deine Antworten, Jane! Ich wünsche dir weiterhin eine schöne Zeit unterwegs mit deiner Tochter & dem Wuffi!