5.194 km: Mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Irkutsk

Seit langer Zeit hatte ich den Traum, einmal mit der Transsibirischen Eisenbahn zu fahren. Im Sommer ging dieser Traum endlich in Erfüllung – und ich würde die Reise am liebsten direkt noch mal machen!

Die Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn habe ich gemeinsam mit drei Freunden geplant. Leider hatten wir nicht so viel Zeit (der Plan: von Moskau bis nach Ulan-Bator inklusive Rundreise durch die Mongolei in max. 3,5 Wochen). Deshalb sind wir mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau innerhalb von 3 Tagen und 16 Stunden direkt bis nach Irkutsk durchgefahren, ohne Zwischenstopp.

Das ist natürlich auch eine spezielle Erfahrung – 3 Tage lang ratternde Zuggeräusche, 3 Tage lang zu viert in einem kleinen Abteil, 3 Tage lang in einem wackelnden (und für mich etwas zu kurzen) Bett schlafen, 3 Tagen lang nicht duschen… Aber hey, was soll ich sagen – es war genial! Bereits nach den ersten Stunden im Zug war ich so tiefenentspannt. Ich hab geschlafen wie ein Baby, das regelmäßige Rattern des Zuges auf den Schienen hat mich scheinbar direkt hypnotisiert.

Lies hier über unsere Erfahrungen und Erlebnisse auf der Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn. Dazu gibt es hilfreiche Tipps für den Fall, dass du dich demnächst selbst auf den Weg machen möchtest!

Was macht man 3 Tage lang im Zug?

Anfangs hatte ich so meine Sorge, wie wir die Zeit im Zug am besten verbringen. Das iPhone war voll gepackt mit Musik, Hörbüchern und eBooks, dazu zwei echte Bücher (denn wir wussten bereits, dass es keine Steckdose im Abteil gibt).

Das Ergebnis: Ich habe nicht ein einziges Hörbuch geschafft fertig zu hören, kein Buch fertig gelesen. Die Zeit verging viel schneller als gedacht – beim aus dem Fenster schauen, Fotos machen, Spiele spielen, Kaffee / Tee trinken, Essen zubereiten, schlafen, lesen, Musik hören…

Der Zug hält ab und an auf der Strecke, an manchen Stationen auch etwas länger. Das ist dann die Gelegenheit, auszusteigen und sich die Beine zu vertreten, Essen zu kaufen, die Sonne zu genießen (wenn sie sich zeigt) oder auch um neue Leute kennen zu lernen… eine nette Abwechslung.

Info: In der zweiten Klasse gibt es bei den meisten Zügen keine Steckdose im Abteil. Dafür sind auf dem Gang ein paar Steckdosen, die auch fleißig zum Einsatz kommen. Wir hatten eine davon fast direkt vor unserer Tür, die wir uns mit unseren Nachbarn geteilt haben – die Steckdose, ein Ort der Begegnung…

Was gibt’s denn zu sehen unterwegs?

Die Aussicht während der Fahrt in der Transsibirischen Eisenbahn ist ehrlich gesagt nicht sonderlich abwechslungsreich. Wiesen, Felder, Bäume, vereinzelt ein paar Häuser, zwischendrin ein paar Städte und Dörfer… aber der Ausblick aus dem Zugfenster war für mich dennoch die ganze Zeit lang spannend. Irgendwie verändert sich die Landschaft immer ein wenig. Auch konnten wir wunderschöne Sonnenuntergänge und -aufgänge beobachten. Und einfach das Gefühl, die ganze Zeit in Bewegung zu sein und so nebenbei über 5.000 Kilometer zurückzulegen, ist schon genial!

Zeitzonen-Wirrwarr?

Während der Fahrt von Moskau nach Irkutsk durchquert die Transsibirische Eisenbahn 5 Zeitzonen. Das könnte unterwegs zu etwas Verwirrung führen, aber die Russen haben das ganz pragmatisch gelöst: im Zug und an den Bahnhöfen gilt die Moskauer Zeit. Das ist ganz praktisch, denn ich wusste ehrlich gesagt irgendwann nicht mehr so genau, in welcher Zeitzone wir uns denn jetzt befinden.

Ticket für die Transsibirische Eisenbahn buchen

Wir haben unsere Tickets für die Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn vorab online bei realrussia.co.uk gekauft. Das ging sehr einfach und problemlos von statten. Günstiger geht es vermutlich direkt auf der Seite der Russischen Bahn RZD.ru zu buchen. Das war aber in dem Moment, als wir buchen wollten, nicht möglich. Und da wir in der Hochsaison unterwegs waren, obendrein zu viert gerne ein eigenes Abteil wollten, sind wir den sicheren Weg der rechtzeitigen Buchung gegangen.

Wer alleine oder zu zweit reist und zeitlich etwas flexibel ist, kann die Tickets auch vor Ort am Schalter kaufen. Da könnte nur die Sprache zur Herausforderung werden.

Kurz vor Abfahrt – nachts am Bahnhof in Moskau

Die Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn startet für uns in Moskau, nachts um 0:35 Uhr. Vor lauter Vorfreude und Aufregung sind wir schon ein paar Stunden vorher am Bahnhof und hängen dort im Wartebereich herum, vertreiben uns die Zeit mit Essen und Leute beobachten.

Auf einer großen Anzeigetafel können wir sehen, auf welchem Gleis unser Zug steht. Am Bahnsteig begeben wir uns dann auf die Suche nach unserem Wagon. Die Nummer steht gut sichtbar am Zug, und die Zugbegleiterin ist schon fleißig dabei, die Tickets und Pässe der Reisenden zu kontrollieren.

Transsibirische Eisenbahn

Gepäck-Tetris

Einmal im Zug, steht die erste Herausforderung bevor: Gepäck-Tetris! 4 Leute inkl. 4 Rucksäcken, Taschen und Tüten mit Proviant müssen irgendwie in das Abteil passen. Es dauert ein wenig, aber letztlich können wir alles gut verstauen. Unter den Sitzbänken ist Platz und über der Tür gibt es noch ein großes Ablagefach, wo auch Backpacks reinpassen.

Tipp: Backpacks sind am besten für die Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn geeignet. Koffer wären zu sperrig und würden nur unnötig Platz wegnehmen im Abteil.

Im Zug

In jedem Wagon arbeitet eine Zugbegleiterin – das sind meistens Frauen, nur ein Mal haben wir einen Mann gesehen. Die Provodnitsa sorgt dafür, dass jeder sein Bett findet und dass alles in Ordnung ist. Bei ihr gibt es Snacks zu kaufen, Englisch sprechen aber die wenigsten. Mit ein paar russischen Wörtern und kreativem Gestikulieren klappt das aber auch so. Außerdem ist es ihre Aufgabe, vor jedem Halt die zwei Toiletten im Wagon abzuschließen, da diese an den Bahnhöfen nicht benutzt werden dürfen. Hier ein kleiner Einblick in unser rollendes Badezimmer – nicht schön, aber es ist auszuhalten.

Tipp: Wer das Zugticket am Ende der Reise als Erinnerungsstück mit nach Hause nehmen will (dies wird beim Einsteigen vom Zugbegleiter eingesammelt), sollte einfach die Zugbegleiterin nett fragen. Ein kleines Trinkgeld schadet sicher auch nicht. Unsere Provodnitsa sammelte ausländische Münzen. Also haben wir zusammengelegt und ihr ein paar unserer Euromünzen geschenkt. Da hat sie sich riesig gefreut – und wir uns ebenso!

Essen & Trinken im Zug

In jedem Wagon steht ein Samowar, der jederzeit heißes Wasser spendet. Das ist sehr praktisch, können wir so unsere mitgebrachten Leckereien genießen. Es gibt auch ein Restaurant im Zug. Wir haben dies aber nur ein Mal besucht, einfach nur um es mal gesehen und ausprobiert zu haben. Ja, nach dem Besuch waren wir alle froh, dass wir unser eigenes Essen dabei hatten! Das Essen im Restaurant war nicht wirklich lecker und obendrein recht teuer. Das Ambiente hat mich ein wenig an die alten Zugrestaurants aus DDR-Zeiten erinnert.

Tipp: Es empfiehlt sich, etwas Proviant vorab in Moskau einzukaufen – alles, was haltbar ist und mit heißem Wasser leicht zubereitet werden kann, dazu etwas Obst und Gemüse. Couscous ist ideal, der muss nicht aufgekocht werden. Instant-Nudeln u.ä. habe ich mir nicht angetan (bin kein Fan von Glutamat und zu vielen E-Nummern in meinem Essen). Ich habe mich die meiste Zeit von Tee, Couscous, Gemüse, Nüssen, Trockenfrüchten und Müsli ernährt. Das hat super funktioniert! Auf den Bahnsteigen unterwegs gibt es ab und an auch Essen zu kaufen. Frische Beeren, oder auch mal Eis u.a. Snacks.

Von Moskau nach Irkutsk inkl. Haltestellen und Wartezeiten

Es ist total praktisch, unterwegs zu wissen, wann und wie lange der Zug am nächsten Bahnhof anhalten wird. Wir hatten schlauerweise einen Plan dabei, auf dem die Stops und die Haltedauer aufgelistet waren. So kann man bei längerem Halt mal nach draußen und sich die Beine vertreten oder am/im Bahnhof etwas einkaufen.

Tipp: Bei RealRussia z.B. einfach nach dem gewünschten Zug suchen und auf die Zugnummer klicken – dann öffnet sich ein neues Fenster mit den Details zur Strecke, inklusive Haltestellen, Uhrzeiten, Wartezeit. So haben wir z.B. erfahren, dass unser Zug (mit der Nummer 044 Э) ganze 87 Stunden und 47 Minuten unterwegs ist, insgesamt bis Irkutsk 5.194 Kilometer zurücklegt und auf diesem Weg an 68 Bahnhöfen anhält, u.a. in Yekaterinburg, Omsk und Novosibirsk.

Ankunft in Irkutsk

Als die Transsib in Irkutsk einfährt, stehen wir schon mit unseren gepackten Rucksäcken bereit zum Aussteigen. Das meiste Essen haben wir vertilgt, so dass das Gepäck nun um einiges leichter ist. Am Bahnhof suchen wir uns ein Taxi, um zum Hostel zu fahren.

Noch mehr Tipps über das Reisen mit der Transsibirischen Eisenbahn:

Mein Fazit

Ganz klar: Es war genial! Wir hatten eine sehr schöne Zeit an Board der Transsibirischen Eisenbahn! Ich will die Reise unbedingt noch mal machen – dann zur Abwechslung vielleicht in die andere Richtung – von Peking nach Moskau oder so. Und vor allem will ich das dann viel langsamer angehen und unterwegs mehrere Stops einlegen.


Habt ihr noch Fragen zur Reise mit der Transsib? Dann her damit! 

10 Gedanken zu „5.194 km: Mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Irkutsk“

    • Danke Maria!
      Ja, diese Tour stand auch jahrelang auf meiner Wunschliste, und obwohl ich sie jetzt endlich gemacht habe – so ganz abhaken kann ich das Thema noch nicht. Ich muss da noch mal hin! ;)

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  1. Hej Mandy. schöner Artikel. ich hab die Reise diesen Juni von Peking nach Moskau gemacht mit Stopps in der Mongolei und Irkutsk. Ich bin die Unternehmung alleine angegangen und habe tolle Leute und Freunde kennengelernt, die ich so schnell nicht wieder vergessen werde und die mich wirklich bereichert haben. Tolle Reise mit unterschiedlichen Ländern, Mentalitäten und Menschen. Wundervoll:)

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    • Hihi ja wirklich! Ich sollte vllt. noch dazuschreiben, dass das der einzige halbwegs “menschliche” Moment war, den ich von dieser Dame wahrgenommen habe. Die hatte immer ein grimmiges Gesicht und war auch sonst nicht sonderlich gesprächig. Aber beim Geld wurde sie plötzlich ganz aufmerksam. ;)

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  2. Hallo! Russland steht noch auf meiner Bucket List und ich muss sagen, Russland auf diese Weise zu entdecken finde ich total interessant =) Vielen Dank für deinen spannenden Reisebericht und schöne Grüße von der Seiseralm

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  3. Das ist auch mein Traum! Toll, dass Du ihn verwirklichen konntest. Was mir sympathisch ist, ist das ihr eine “normale” Fahrt und keine Luxustour gebucht habt. Denn so konntet ihr viel vom wahrem Leben in Russland mitnehmen.

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    • Danke Nina! Ja, ich würde bei der nächsten Tour sogar noch einen Schritt weiter gehen und statt 2. Klasse die 3. Klasse buchen – das ist günstiger, ein Stück unbequemer, aber dort kommt man dann wirklich mit den Einheimischen in Kontakt! In der 2. Klasse (4 Bett Abteile) waren doch zu 90% Touristen. Mal sehen, vielleicht fahre ich noch mal mit der Transsib – dann zur Abwechslung von Peking aus nach Moskau. :-)

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