Nach zwei Monaten entspanntem Schweden-Urlaub war es allerhöchste Zeit für etwas mehr Action. Perfektes Timing für das Flow Festival in Helsinki! Schon Wochen vorher habe ich mich darauf gefreut – vor allem als bekannt wurde, dass Morrissey noch mit ins Lineup aufgenommen wurde!
Das Festival fand mitten in Helsinki auf dem stillgelegten Industriegelände Suvilahti statt – eine sehr coole Location, und sehr praktisch: nur zwei Metro-Stationen vom Hotel entfernt. Über 100 Live-Acts spielten in 11 verschiedenen Venues und zogen insgesamt 75.000 Besucher zum Flow Festival – ein neuer Besucherrekord!
Neben der musikalischen Unterhaltung war ich auch ganz besonders angetan vom kulinarischen Angebot! Das ist wirklich speziell, denn ich assoziiere mit Festival-Essen durchschnittliche Bratwurst & Pommes-Buden. Aber beim Flow war alles anders – hier gab es sogar eine Vegan Alley – mehrere Stände mit rein veganen Leckereien (für Fleischesser war auch gesorgt).
Die Preise waren gesalzen, die Qualität des Essens jedoch um Längen besser als das übliche Fastfood-Angebot, das ich von Festivals in Deutschland kenne.
Aber jetzt zur Musik! Wer spielt denn da? Was muss ich anschauen?
Anfangs wusste ich gar nicht so recht, wo ich anfangen soll… denn da waren so viele Künstler beim Flow, die ich noch nicht kannte. Da hieß es erst mal ein bisschen recherchieren und dann anschauen und wirken lassen. Ich konnte so manchen Künstler aus Finnland und Schweden entdecken, der mir bisher unbekannt war.
Auch gab es musikalischen Werke, die mich nicht sonderlich ansprechen. Ich bin ja inzwischen (in meinem hohen Alter… haha) etwas offener für andere Musikstile, aber irgendwie kommt der ganze Elektrosound bei mir nicht an. Deshalb ist meine Musik-Liste weitestgehend rockig & poppig – mit einem kleinen Touch Elektro hier und da.
Meine Neuentdeckungen:
Dungen (Schweden)
Eine weitere Überraschung waren Dungen aus Schweden. Auf der Flow Website werden sie wie folgt beschrieben: „The music has deep roots in the past, but is blooming in the present. Blazing, raw guitar workouts have their own time and place, but so do stirringly orchestrated, jazz-cooled compositions with cinematic undertones.“ – Besser hätte ich’s nicht sagen können. ;-) Die Bright Balloon 360° Stage – eine runde Bühne unter dem riesigen Ballon – hat die Show noch mal ganz besonders gemacht.
Spotify | Website
Death Hawks (Finnland)
Die Death Hawks waren definitiv eine der fotogensten Bands auf dem Festival. Psychedelic rock wird gespielt, sehr gut tanzbar und irgendwie sympathisch. Coole Typen in noch cooleren Outfits, mit Rhythmus im Blut. So mag ich das!
Savages (UK)
Eine weitere Überraschung für mich: die Savages. Und das, wo ich doch normalerweise Frauenbands irgendwie nicht so mag (ich kann nicht mal genau erklären warum). Aber die Savages waren mir direkt sympathisch, die Sängerin hat eine unglaubliche Bühnenpräsenz und ist obendrein noch sehr fotogen. Ach so, die Musik war ein Kracher, kommt definitiv in meine Playlist.
Thee Oh Sees (US)
Oh man, wieso kannte ich diese Jungs bis dato noch nicht? Die sind ja mal verrückt! Was für eine Band – ein hyperaktiver Sänger & Gitarrist, ein Bassist und zwei (ja, genau zwei) Schlagzeuger! Das war ein Spaß! Die größte Herausforderung für mich war dabei, ein scharfes Fotos vom Sänger zu bekommen! Die Jungs haben die Show durchgebrettert wie verrückt. Und das beste T-Shirt des Festivals trug obendrein der Bassist.
Sleaford Mods (UK)
Was für ein Typ! Ich kannte die Jungs bis dato nur sporadisch, hatte sie nie wirklich auf meiner Playliste. Aber die Show war schon cool. Der Sänger Jason Williamson hatte so einen krassen Blick drauf während der Show. Beim Fotografieren hat er mir fast ein bisschen Angst gemacht, wenn er mir in die Linse schaute. Leider konnte ich nicht die komplette Show sehen, da parallel Massive Attack spielten und ich dort auf Fotos gehofft hatte. Diese Hoffnung wurde aber kurzfristig von der Band zerstört: keine Fotos vom Graben aus, nur von hinten und blablabla. Ich war genervt und bin schnell wieder zurück zu den Sleaford Mods, um noch die letzten Songs zu hören.
Raappana (Finnland)
Reggae auf finnisch – auf diese Kombination wäre ich nie gekommen! Die Show war lustig anzuhören und anzuschauen. Finnisch klingt aber auch sehr putzig irgendwie, und mit Reggae-Klängen untermalt umso mehr! Hier könnt ihr reinhören: Spotify
Die Klassiker:
Morrissey
Oh my… was soll ich sagen!? Wenn Morrissey spielt, schlägt mein Herz schneller, ich werde nervös und freue mich wie verrückt auf den Herrn Moz. So auch beim Flow Festival. Da ich eh keine Fotos machen durfte, habe ich mich einfach nach vorne in die Menge gedrängelt und eine Stunde lang klassischer Mozzerei gelauscht. Morrissey war wie immer auf den Pfaden der Weltverbesserung unterwegs. Meat is murder, World Peace is none of your business und sowieso wurde alles angeprangert. Genauso muss das sein. Zum Abschied sagte er noch:
Thank you for everything you’ve given me.
And please remember: whatever happens – I love you.
Da wurde ich doch kurz ein wenig sentimental. Wie meint er das denn jetzt? What happens? Hach, ich bin fix und fertig!
Iggy Pop
Die Rampensau unter den Rampensäuen… trotz seines stolzen Alters springt Iggy noch immer über die Bühne, als wären die letzten 40 Jahre spurlos an ihm vorbei gegangen (was sie sichtlich nicht sind). Er spielt viele alte Klassiker, ein sehr schnelles Set mit nur wenigen langsamen / neuen Stücken. Nach einer Stunde war die Masse gerockt, Iggy konnte sich wieder ausruhen und ich war überglücklich.
New Order
Die Herren New Order hatten nix dagegen, von mir abgelichtet zu werden. Dabei fiel mir recht schnell auf – diese verflixte Lichtshow macht das Fotografieren ganz schön schwer (für mich Hobby-Knipser zumindest). Ich habe dennoch ein paar ganz gute Bilder hinbekommen. Die Show war wie immer sehr tanzbar – alte Schinken gemischt mit neueren Sounds. Das komplette Set habe ich nicht angeschaut, denn parallel spielten Thee Oh Sees (siehe oben). Den Rausschmeißer Love will tear us apart konnten wir zumindest noch von draußen hören.
Flow Festival und der Rest
Noch mehr Bilder vom Flow Festival sowie von anderen Bands, die mich jetzt nicht so superduper umgehauen haben gibt es hier. Ja, Asche auf mein Haupt… die Descendents sind auch darunter. Coole Punker, aber na ja. Ich bin wohl zu jung in diesem Fall. haha! Auch die Last Shadow Puppets (von denen hab ich nicht mal ein Foto…) waren irgendwie nur so okay. Alex Turner’s Hüftschwung gefällt mir bei den Arctic Monkeys irgendwie besser.
Mein Fazit: das Flow Festival ist eins der schönsten Festivals, das ich bisher besucht habe! Die Atmosphäre war sehr entspannt, das Wetter spielte auch noch mit und ja, Morrissey war da. Mehr brauch ich nicht (ach doch, wenn Noel Gallagher gespielt hätte, wäre es perfekt gewesen… aber man kann nicht alles haben).
Das nächste Flow Festival findet nächstes Jahr vom 11. bis 13. August statt. Wer sich Helsinki inklusive Musik mal anschauen möchte, dem sei das Flow Festival wärmstens empfohlen!
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Vielen Dank an Verstärker für die Einladung zum Flow Festival! Es war ein Fest!
Alle Ansichten sind natürlich meine eigenen.
Danke für den Bericht und die tollen Fotos! Gerne wäre ich dabeigewesen. Vielleicht schaffe ich es ja irgendwann einmal nach Helsinki. Ansonsten lese ich weitere euren Blog :-)
Kann ich nur empfehlen! Mit oder ohne Flow Festival ist Helsinki eine Reise wert. :)