Den Winter im warmen Süden verbringen – ein Ziel für viele Camper, die wie ich kein Fan von Schnee und Kälte sind. Den vergangenen Winter haben wir deshalb auf der Insel Kreta verbracht, die ja bekanntlich ziemlich weit südlich liegt – knapp 100 km vom griechischen Festland entfernt.
Von November bis Anfang März waren wir auf Kreta im Camper unterwegs (wir = mein Hund Marko & ich). Unsere Erfahrungen und Tipps möchte ich hier mit dir teilen.
Per Fähre nach Kreta
Ein paar Kilometer Ozean liegen zwischen dem Festland und Kreta – also geht die Reise im Camper auf die Insel idealerweise per Fähre von statten. Auf dem Hinweg bin ich von Piräus (bei Athen) aus nach Chania gefahren. Stressig wurde es in Piräus, als ich feststelle, dass ich keine Ahnung hatte, zu welchem Dock ich fahren muss. Der Hafen ist riesig, also erkundige dich besser vorher, zu welchem Dock du musst (bei mir stand die Info nicht auf dem Ticket) und plane genug Zeit ein für die Anfahrt – der Verkehr in & um Athen ist der Horror!
Die Fährfahrt nach Kreta ging über Nacht und hat etwa 11 Stunden gedauert – es hätte auch etwas schneller gehen können, hätte ich nur bis nach Heraklion gebucht. Aus reinem Unwissen hatte ich nämlich die Fähre bis nach Chania gebucht, weil ich dachte, dass diese dort zuerst anlegt und danach nach Heraklion fährt. Das Irrtum fiel mir erst am nächsten Morgen gegen 6:30 Uhr auf, als die Fähre in Heraklion anlegte und ich mich wunderte, wo wir denn da sind… danach ging es noch mal etwa 2,5 Stunden entlang der Nordküste bis nach Chania. Also, sei schlauer als ich und buche die Fähre nur bis Heraklion, das ist dann sicher noch ein wenig günstiger.
Da es die Option Camping an Board (also im Camper zu bleiben während der Überfahrt) auf dieser Fähre nicht gibt, hatte ich eine Kabine gebucht, speziell für Mensch & Hund. So konnten wir die Nacht relativ entspannt schlafen. Die Kabine hatte zwei Betten, einen kleinen Tisch sowie ein Bad mit Toilette, Dusche und Waschbecken. Also alles da, was man so braucht für eine Nacht.
Für die Fahrt habe ich für 1 Mensch, 1 Hund & 1 Camper von 6 Metern Länge 187€ gezahlt, das war der Preis im November 2021. Die Fahrt haben wir mit der “Knossos Palace” von der Firma Minoan Lines angetreten.
Auf der Rückfahrt bin ich Anfang März 2022 mit der Fähre von Kissamos (ganz im Nordwesten Kretas) nach Gythio auf dem Peloponnes gefahren. Dieses Mal fuhr die Fähre tagsüber (Abfahrt 8:30 – Ankunft 15:30 Uhr) und wir hatten keine Kabine. “Dank” Hund mussten wir die ganze Fahrt über draußen verbringen. Das Deck war aber überdacht und das Wetter zum Glück ganz angenehm.
Für diese Überfahrt mit der Firma Seajets und der Fähre “Aqua Jewel” habe ich 159€ bezahlt. Ziemlich teuer für eine Fahrt ganz ohne Kabine, aber da ich eh auf den Peloponnes wollte, war diese Strecke die sinnvollste.
Beide Tickets habe ich über die Agentur Acopolis Travel* gebucht, dort habe ich immer ein günstigeres Angebot bekommen als in allen Online Portalen zum Fährticket kaufen.
*unbezahlte Werbung bzw. Empfehlung
Das Wetter im Winter auf Kreta
Kreta ist mit seinen zirka 300 Tagen Sonnenschein pro Jahr neben Zypern eine der sonnigsten Inseln im Mittelmeerraum. Jetzt kommt aber der “Haken”: im Winter kann es zeitweise echt unangenehm werden. Von Regen, Sturm, Hagel und auch vereinzelten Schneefällen war zumindest im Winter 2021/22 alles dabei. Die Temperaturen sind recht mild, wir hatten selten Temperaturen unter 10°C – vor allem nachts kühlt es nicht so stark ab wie auf dem Festland. Da macht sich die südliche Lage durchaus bemerkbar.
Was wirklich anstrengend werden kann auf Kreta ist der Wind – oder sagen wir direkt “der Sturm”. Denn wenn Wind geht, dann so richtig. Und das kann wirklich anstrengend werden. Wie oft habe ich meinen Camper umgeparkt, um “mit der Nase im Wind” zu stehen. Dennoch rüttelte der Wind teilweise so stark am Van, dass ich schon anfing zu recherchieren, bei welcher Windstärke so ein Auto wohl umkippen kann. (Das Ergebnis: keine eindeutigen Infos, aber man sagt wohl so bei Böen ab 100 km/h könnte es kritisch werden).
Freistehen auf Kreta
Um es kurz und knapp zu halten: Freistehen mit dem Camper ist auf Kreta – wohlgemerkt in der Nebensaison! – ein echter Traum! Es gibt unglaublich viel Platz, viele schöne Buchten und Strände… und da im Winter kaum Touristen da sind, gibt es vielerorts nicht mal Bewohner. Manche Orte sind wie ausgestorben im Winter. All das macht das Freistehen auf Kreta bisher sehr entspannt. Frischwasser findet man oftmals an Brunnen an der Straße, in den Bergen an Quellen oder auch an Tankstellen. Die Entsorgung von Chemietoiletten wird sich schwierig gestalten, da es nicht so viele Campingplätze gibt, die auch im Winter geöffnet haben. Ich reise ja schon seit längerem mit einer Kompost-Toilette und habe deshalb mit der Entsorgung kein Problem.
Ich hoffe, dass auch Kreta noch lange ein so schönes & entspanntes Reiseziel für Überwinterer bleiben wird. Hier gibt es noch keine Verbote, keine Limitierungen. Zumindest an den Orten, wo ich in den vier Monaten auf Kreta unterwegs war. Demnächst folgt noch ein Beitrag über die schönsten Strände Kretas (im Winter!).
Campingplätze auf Kreta
Ich habe auf Kreta genau Null Campingplätze besucht, deshalb kann ich dazu gar nicht so viel sagen. Nur die Info: ja, auch im Winter sind einige der Campingplätze geöffnet, vor allem an der Nordküste findet man einige. Im Süden weiß ich vom Campingplatz in Paleochora, der das ganze Jahr über geöffnet ist.
Ver- & Entsorgung klappt nur ideal, wenn man eine Trenntoilette an Board hat, da es keine Stellplätze o.a. Entsorgungsmöglichkeiten für Chemietoiletten gibt – zumindest nicht außerhalb der Saison. Wasserquellen finden sich in fast jedem Ort, das ist kein Problem.
Wäsche waschen auf Kreta
Wie auch auf dem Festland, haben die meisten Campingplätze auch Waschmaschinen, allerdings fast nie einen Wäschetrockner. Gerade bei dem unsteten Wetter im Winter auf Kreta kann es dann etwas kompliziert werden, die Wäsche zu trocknen.
In größeren Orten gibt es einige wenige Waschsalons, wo man selbst die Wäsche waschen & trocknen kann (EasyWash ist eine Kette von Waschsalons in Griechenland). Meines Wissens sind diese auf Kreta jedoch nur in Rethymno und Heraklion vertreten, also nur an der Nordküste.
Alternativ kannst du die Wäsche auch in Wäschereien abgeben, wo sie gewaschen, getrocknet und liebevoll zusammengelegt wird. Dafür einfach bei Google Maps nach “Laundry service” suchen. Die Preise sind ganz unterschiedlich. In Kissamos habe ich für 2 Maschinen Waschen & Trocknen 16€ bezahlt, in Sitia für die gleiche Menge ganze 24€.
Ärztliche Versorgung auf Kreta
Da ich in meiner Zeit auf Kreta leider öfter mal zum Arzt musste, kann ich aus Erfahrung sprechen: die Versorgung ist hier ganz wunderbar. Die meisten Ärzte sprechen perfekt Englisch, manche auch Deutsch. Ich war bei einem Orthopäden, zum Röntgen, beim MRT sowie beim Zahnarzt (in Kissamos & Chania). Alle haben sich ganz liebevoll um mich gekümmert.
Und die Rechnungen für die vielen Untersuchungen waren wirklich überschaubar. Trotz teilweise krakeliger handgeschriebener Quittungen habe ich das Geld von meiner Versicherung komplett erstattet bekommen.
Die meisten Ärzte findet man an der Nordküste, weil diese dichter besiedelt ist. Aber die Entfernungen sind auf Kreta eh überschaubar. In knapp einer Stunde ist man meist von der Südküste aus wieder im Norden.
Reisen mit Hund auf Kreta
Also ich sag’s mal so: Ist dein Hund jagdlich sehr motiviert, wird’s ein anstrengender Urlaub. Marko möchte gerne jagen und hat es leider besonders auf Ziegen abgesehen – und die gibt es auf Kreta quasi überall! Ich kann mich an keinen Ort erinnern, wo wir nicht mindestens einer Ziege begegnet sind. Ganz ehrlich: es war anstrengend.
Und auch der Worst Case ist eingetreten: Marko war für eine Nacht komplett verschwunden, abgetaucht im Jagdmodus in einer zum Glück sehr ruhigen Gegend, aber scheinbar reichlich bewohnt von Hasen & Co. Das war der absolute Horror für mich, nicht zu wissen was mit dem Hund ist. Zum Glück stand er morgens pünktlich zum Frühstück wieder vor der Tür. Bitte nicht nachmachen! ;-)
Also rechne immer mit Ziegen & Schafen in jedem Moment. Auch Hund und Katzen (teilweise Streuner, teilweise gehören sie irgendwem im Dorf) sind überall anzutreffen. Die Hunde sind meist nett und eher zurückhaltend, da gab es nie Probleme. Katzen sind Markos “Todfeinde”, deshalb habe ich ihn bei Spaziergängen durch einen Ort lieber im Van gelassen.
Tierärzte gibt es ebenfalls in jedem größeren Ort. Ich musste einmal mit Marko zum Tierarzt (Valkanou Danai in Chania), weil er sich eine Pfote verstaucht hatte und dies über Tage nicht besser wurde. Dabei habe ich vermutlich den teuersten Tierarzt der Insel erwischt – für mal ein bisschen Pfote bewegen, eine Spritze mit Schmerzmitteln und 4 Tabletten habe ich 60€ bezahlt.
Fazit
Der Winter auf Kreta war für mich eine schöne Zeit, die aber ihre Herausforderungen mit sich brachte. Das Wetter war teils echt mies, fiese Stürme und kalte Nächte… dann der Stress mit Hund & Ziegen. Landschaftlich finde ich Kreta wirklich spannend und sehr abwechslungsreich. Leider konnte ich aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen nicht so viel erkunden wie ich gerne wollte. Die vielen Schluchten auf Kreta sollen ja teilweise echt spektakulär sein. Na ja, vielleicht beim nächsten Besuch!
In größeren Orten wie Heraklion oder Chania war ich nicht bzw. nur um notwendige Dinge zu erledigen. Im Winter sind viele Lokalitäten geschlossen, vor allem an der Südküste sind kleine Orte teilweise echt ausgestorben… aber mancherorts hat die ein oder andere Taverne zumindest am Wochenende mal auf, dann kann man auch mal das griechische Essen genießen.
Im Vergleich zum Überwintern auf dem Peloponnes, wo ich 2018 & 2019 verbracht habe, war es mir auf Kreta ehrlich gesagt zeitweise zu “ungemütlich”. Ich weiß nicht, ob ich noch mal einen ganzen Winter auf der Insel verbringen möchte. Vielleicht wage ich noch mal einen Besuch im Herbst oder Frühjahr, wenn das Wetter besser ist und die Insel noch nicht so überlaufen ist wie im Sommer.
Das schöne an Kreta & Camping: man trifft wenige Camper, aber wenn dann kennt man sich nach ein paar Wochen irgendwann… denn man trifft sich hier und da immer wieder mal. So habe ich auch ein paar nette neue Bekannte getroffen und wir haben eine schöne Zeit zusammen verbracht.
Buchtipps für deine Reise nach Kreta
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Wirklich verrückt,
wir waren von Ende November bis Mitte Februar auf Kreta unterwegs.
Deine Beschreibung teilt sich mit unseren Erfahrungen zu 100%
Erstaunlich, dass wir uns nicht mal ueber den Weg gelaufen sind.
Siggi und Gerd
Hallo ihr zwei, na das ist aber wirklich verrückt, dass wir uns nicht getroffen haben. Oder wir haben’s vielleicht und wissen es nur nicht!? ;-)
Hallo Mandy, danke für Deinen Bericht. Wie bist Du denn mit Deinem Abwasser umgegangen, wenn Du nicht auf Campingplätzen warst?
Hallo Michael, ich habe Gullis gesucht, meist an Tankstellen oder in größeren Orten an der Straße. Das ist die einzige Möglichkeit, wenn kein Campingplatz in der Nähe ist. Sicherlich nicht ideal, aber ich verwende eh nur biologisch abbaubare Seife und Spülmittel, da sollte das nicht so schlimm sein.