Unser Baltikum Roadtrip startet in Lettland. Mit der Fähre geht es von Travemünde in die lettische Hafenstadt Liepāja.
Eigentlich hatte ich vor, nach der Ankunft in Liepāja erst mal gen Süden nach Litauen zu fahren, um die Kurische Nehrung zu erkunden und dann von dort aus die Reise durch das Baltikum fortzusetzen. Der Hintergedanke dazu war: die Kurische Nehrung ist eine beliebte Urlaubsregion – und ich wollte mir das gerne vor Start der Hauptsaison anschauen. Aber schon nach den ersten Tagen in Lettland ändere ich meine Pläne… mehr dazu später!
Jetzt geht’s los – komm mit auf meinen gemütlich Roadtrip durchs Baltikum! Gemeinsam mit meinem Hund Marko Polo tingeln wird erst mal durch Lettland und schauen, was so auf uns zu kommt. Los geht’s entlang der Ostküste Lettlands – von Liepāja bis ans Kap Kolka, inklusive Abstecher in den Bernāti Naturpark…
Die ersten Tage in Liepāja



Mit knapp 68.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt in Lettland. Aber hier geht es so entspannt zu. Kein Trubel, kein Stress. Dazu der riesige Strand direkt vor der Tür. Also hier kann man denke ich ganz gut leben.
Zusammen mit Maike, die ich auf der Fähre kennen gelernt habe, laufen wir ein bisschen durch die Innenstadt, gehen in der berühmten Markthalle einkaufen – und in einem Hinterhof Fahrradladen habe ich mir noch ein Schloss für mein Fahrrad gekauft (denn das hatte ich vergessen).
Der erste Eindruck: Die Letten schauen gern mal etwas grimmig, gegrüßt wird hier niemand, den man nicht kennt. Aber: spricht man die Leute an, sind sie super nett und hilfsbereit – die Jüngeren sprechen auch sehr gut Englisch. Ich übe noch ein paar Vokabeln auf lettisch. Paldies heißt Danke, das hab ich schon gut drauf. :-)
Bereits in Liepāja fühle ich mich so wohl und finde den Ort total schön, entspannt und irgendwie angenehm unaufgeregt. So bleibe ich die ersten 3 Tage direkt am schönen Stadtstrand von Liepāja und erkunde die Gegend.
Abstecher zum Bernāti Naturpark




Die Reise geht erst mal weiter gen Süden, ca. 20 km von Liepāja finde ich den Bernāti Naturpark, der traumhaft schöne (und viele!) Wanderrouten durch den Wald und am Meer entlang bietet. Es ist unfassbar schön hier und so bleiben wir ein paar Tage.
Ich parke tagsüber auf dem Parkplatz direkt am Meer (dort ist genug Platz und es gibt auch eine Toilette). Übernachten ist dort jedoch nicht erlaubt, und so fahre ich abends wieder die kurze Strecke zurück zum Parkplatz neben einem Café, wo das Übernachten im Camper erlaubt ist (zumindest gibt es dort kein Verbotsschild).
Auf den Wandertafeln kann sich man per QR-Code alle Wanderrouten herunterladen und auf einer Karte anzeigen lassen – super praktisch! Wir unternehmen einige kürzere Touren durch die Wälder und entdecken viele schöne Ecken, Skulpturen aus Holz, klettern auf Aussichtstürme, etc.
Und weil es hier schon so schön ist, ändere ich spontan meinen Plan: Anstatt weiter in Richtung Süden nach Litauen & Kurischer Nehrung zu fahren, geht’s in die andere Richtung weiter – also zurück nach Norden und weiter entlang der Ostseeküste von Lettland bis zum nördlichsten Zipfel, Kap Kolka.
Warum? Weil ich einfach das Gefühl habe, dass ich hier im Baltikum noch viele solcher schönen Ecken entdecken werde. Die Kurische Nehrung kann ja noch warten – wer weiß, vielleicht fahre ich später noch dorthin.
Kathedrale zu Karosta & Liepāja Northern Fort


Auf der Rückfahrt durch Liepāja hatte ich noch 2 Stopps eingeplant. Der erste Punkt ist die Kathedrale in Karosta. Die wunderschöne Nikolaus-Kathedrale steht mitten im Stadtteil Karosta, was früher als Militärstützpunkt zeitweise Sperrgebiet war.
Die Gegend drumherum ist gepflastert von Militärgelände und den typisch osteuropäischen Plattenbauten – die mich immer an meine Kindheit in der DDR erinnern. In so einer Platte bin ich aufgewachsen. Und die Häuser hier in Liepāja sehen gar nicht mehr so schlimm aus, aber eine beliebte Wohngegend ist das vermutlich trotzdem nicht.
Der zweite Stopp ist ein fast versunkenes Fort am Strand von Karosta. Dieser Bereich war einst Stützpunkt der russischen Flotte, abgeschnitten von Liepāja. Noch heute leben hier in der Region wohl über 70% russisch-stämmige Bevölkerung, die russische Sprache ist allgegenwärtig.
Kleiner politischer Exkurs: Russen in Lettland
Die Integration von Russen in Lettland ist wohl ein noch immer andauernder Prozess und ein schwieriges Thema. Etwa 1/4 der Bevölkerung Lettlands stammt aus Russland. Dabei handelt es sich zum Großteil um Nachfahren von Sowjetbürgern, die unter Stalin im großen Stile in Lettland angesiedelt wurden.
Die meisten von ihnen besitzen keine lettische Staatsbürgerschaft, werden in Lettland aber seit jeher als sogenannte „Nichtbürger“ geduldet, dürfen also z.B. nicht wählen. Sie sprechen meist nur Russisch und haben Lettisch nicht gelernt, da es in Lettland in vielen Schulen auch Russisch als Sprache angeboten wird.
Am Strand



Nach so viel Action in den letzten Tagen gönnen wir uns hier eine kleine Auszeit. Eine absolut ruhige Gegend direkt am Meer, ein paar Kilometer nördlich von Liepāja. Dieser Ort lädt zu langen Spaziergängen ein, bietet schöne Sonnenuntergänge (und ein paar Mücken), ab und an kommt ein Angler vorbei, ansonsten haben wir den Strand meist für uns alleine.
Solche Orte liebe ich! Da ich ja nicht nur reise, sondern auch unterwegs arbeite, brauche ich zwischendrin immer mal ein paar Tage Pause – nicht um zu entspannen, sondern um mich auf die Arbeit konzentrieren zu können.
Auch sind solche Tage eine gute Gelgenheit zur Entschleunigung und geben Zeit, die vielen neuen Eindrücke zu verarbeiten. Selbst dieser Blogbeitrag hilft mir dabei, weil ich das Geschehene noch mal Revue passieren lasse, wenn ich mir die Bilder anschaue und meine Eindrücke zusammenfasse.
Pāvilosta






Am nächsten Stopp wird es wieder etwas ereignisreicher. Ich parke an der Marina des kleinen Ortes Pāvilosta – in erster Linie eigentlich, weil es dort eine gute Infrastruktur für Frisch- und Abwasser gibt. Aber am Ende bleibe ich 3 Tage dort.
Als ich ankomme, bin ich die einzige Camperin auf dem Gelände und finde auch niemanden, dem ich Geld für den Platz bezahlen könnte. Am nächsten Tag aber treffe ich auf den Hafenmeister – ein sehr netter Typ, der obendrein perfekt Deutsch spricht und mir erzählt, dass hier am nächsten Tag ein kleines Dorffest stattfindet und ich doch sicher noch einen Tag länger hier bleiben sollte. Gesagt – getan! Obendrein war am nächsten Tag auch Saisonstart für das Angeln von Hornhechten – dementsprechend voll wurde es an der Marina.
Ich habe das Dorffest am nächsten Tag kurz besucht… Hier kam mein kleines E-Bike* zum ersten Mal zum Einsatz, denn um von der Marina in den Ort zu gelangen, muss man einen kleinen Umweg fahren, da sich Pāvilosta auf der anderen Uferseite befindet. Es gab Live Musik und zwischendurch wurden Spiele der Eishockey-WM auf einer Leinwand gezeigt. Es gab ein paar Stände mit Essen und Getränken. Fotos habe ich davon leider keine gemacht.
Pāvilosta ist ein ganz netter Ort am Meer mit einem schönen Strand. Im Ort gibt es jetzt nicht unbedingt viel aufregendes zu entdecken, aber ein Spaziergang lohnt sich schon, um zum Beispiel die vielen schönen Holzhäuser zu bestaunen.
Ventspils





Was für ein hübscher Ort! Mit gerade einmal 33.000 Einwohnern ist Ventspils die sechstgrößte Statt Lettlands. Was mir direkt auffällt: die Stadt ist sehr grün, viele Parks, jede Menge schöner alter und renovierter Holzhäuser, eine große Hafenpromenade und dazu ein schöner Stadtstrand (mit blauer Flagge).
Obendrein ist das Parken in Ventspils überall kostenlos. Wir haben auf einem Parkplatz an einem großen Park übernachtet und am nächsten Tag sind wir direkt zum Hafen gefahren um uns die Stadt anzuschauen. Außer einer Katze (die Marko gerne fressen würde) gab es keine große Aufregung.
Und weil ich nicht noch eine Nacht in der Stadt verbringen wollte, ziehen wir weiter. Aber vorher musste ich noch bei einem recht bekannten Discounter anhalten (fängt mit L an und hört mit L auf), um zu schauen, wie das Angebot dort so ausschaut. Der erste Eindruck: sehr ähnliches Angebot wie in Deutschland, nur leider gibt es kaum vegane Sachen in den Regalen. Aber das ist gar nicht schlimm – schließlich will ich mich eh wieder ein bisschen gesünder und ohne allzu viele Fertigprodukte ernähren. Aber die veganen Ćevapčići vermisse ich schon ein wenig… aber ich schweife ab.
Irbene Geisterstadt



Auf dem Weg in Richtung Norden halten wir an diesem seltsamen Ort: eine (ehemals russische) Geisterstadt mitten im Wald, mitten im Nirgendwo. Ich war etwas müde und hatte verpeilt, dass sich unweit dieser Ruinen auch das Ventspils International Radio Astronomy Center befindet, das man besichtigen kann. Dann müssen wir wohl irgendwann noch mal hier her kommen!
Miķeļbāka


Wir fahren weiter zum größten Leuchtturm des Baltikums: Miķeļbāka. Leider war niemand da für eine Besichtigung. Aber auch von draußen ist das Leuchtturm ganz hübsch anzusehen. Daneben gibt es noch eine hübsche Kirche und einen schönen Strand zu bestaunen.
Da der Parkplatz hier nicht sonderlich gemütlich scheint, fahre ich weiter auf der Suche nach einem Schlafplatz… und lande am Ende direkt am Kap Kolka.
Kap Kolka




Kap Kolka ist ein nördlicher Zipfel von Lettland, wo die Rigaer Bucht und die Ostsee aufeinander treffen. An diesem Punkt kann man (zumindest theoretisch) den Sonnenauf- und -untergang sehen. Sonnenuntergangsbilder hab ich hinbekommen, den Sonnenaufgang (4:30) jedoch konsequent „verschlafen“.
Und hier gefällt es mir auch wieder richtig gut! Wir können auf einem Wanderparkplatz stehen, einige andere Camper sind auch da. Wir gehen wandern und spazieren am Strand entlang… besuchen den Ort Kolka. Und so vergehen die Tage.
Im Sommer ist hier mit Sicherheit einiges mehr los, da das Kap Kolka ein beliebter Ausflugsort ist. Am Strand kann man kleine Fässer mieten zum Übernachten – die sind echt goldig! In der Nähe gibt es auch einen Campingplatz, den habe ich aber nicht genutzt.
Nach ein paar Tagen am Kap Kolka geht’s weiter – aber nicht weit, sondern nur 10 km entfernt an einen ruhigeren Platz im Wald mit direktem Zugang zum Meer. Hier ist viel weniger los, die Luft ist sauber (der Parkplatz am Kap Kolka war schon sehr staubig) und wir stehen etwas im Schatten – ja, die Temperaturen steigen auch hier im Norden langsam an, und der Blechkasten heizt sich leider sehr schnell auf.
Ich würde hier gerne noch viel länger bleiben, aber mir geht langsam das Wasser aus – mal sehen, wohin es uns als nächstes verschlägt…
Seit nun fast einem Monat schon bin ich in Lettland unterwegs – und komme vor lauter Begeisterung überraschend langsam voran! Das macht aber nix, denn ich habe keinen konkreten Plan, sondern möchte einfach das Baltikum erkunden diesen Sommer – wir werden sehen, wie weit wir in der Zeit kommen.
Wo es mich als nächstes hinverschlägt, weiß ich noch nicht. Aber eines ist sicher: Ich freue mich auf die weitere Reise durch das Baltikum!
Hast du Fragen oder Tipps für meine Reise durch das Baltikum? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen.
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