Eine Radtour durch das unbekannte Ost-Berlin

Sonnenschein und 17 Grad an einem Sonntag – perfekte Bedingungen für eine Radtour! Die Idee hatten vermutlich auch viele andere, deshalb habe ich mir schon vorab überlegt, eine Strecke abseits des Trubels zu suchen. Mit der App komoot (ein Fahrrad & Outdoor Routenplaner, den ich schon länger sehr gerne verwende für Radtouren) habe ich mir eine Route erstellt, die folgende Kriterien erfüllen sollte:

So kam diese Route zustande.

Ich wohne ganz in der Nähe vom Volkspark Friedrichshain, den ich gleich zu Beginn der Tour durchquere. Ein wunderschöner Park – besonders im Frühling und Sommer ist’s hier traumhaft schön, die perfekte Location zum Entspannen mitten in der Großstadt – am besten im Biergarten.

Dann geht es weiter in Richtung Weißensee. Ich habe einen kleinen Umweg über den Prenzlauer Berg eingelegt, weil ich noch was erledigen musste auf dem Weg (den Umweg sieht man nicht auf der Karte). Nach ca. 5 km Umweg komme ich pünktlich zur Kaffeezeit am Weißen See an. Dort ist für meinen Geschmack jedoch viel zu viel los, deshalb verweile ich nur kurz, fotografiere ein paar Frühlingsblümchen und radle dann weiter gen Osten.

Frühling am Weißen See
Frühling am Weißen See

Die Strecke führt mich weiter nach Hohenschönhausen, ein Stadtteil von Berlin, der nicht unbedingt für seine Schönheit bekannt ist. Größtenteils reihen sich dort typische Plattenbauten aus DDR-Zeiten aneinander. Die meisten davon wurden inzwischen saniert und es wurde wohl versucht, durch einen neuen bunteren Anstrich ein bisschen Farbe in das doch recht triste Antlitz der Wohnblocks zu bringen. Die Wohnhäuser wurden früher von uns übrigens Arbeiterschließfächer genannt. Haha! Ja, ich darf darüber lachen – habe schließlich selbst ca. 15 Jahre in einem solchen Bauwerk gelebt. ;)

Eine Radtour durchs unbekannte Berlin
Plattenbauten in Hohenschönhausen
DDR Architektur in bunt
DDR Architektur in bunt

Der Übergang von Hohenschönhausen zum Stadtteil Marzahn ist fließend und architektonisch ändert sich dabei nicht viel. Die Radstrecke ist sehr entspannt, wenige Autos auf der Straße und es sind auch kaum Fußgänger oder Radfahrer zu sehen.

Unterwegs treffe ich auf die schöne Hülle des inzwischen geschlossenen Sojus Kinos in Marzahn.

Sojus Kino Berlin Marzahn
Kino Sojus in Berlin Marzahn

Und gleich daneben steht einer von vielen riesigen Wohnblocks. Optisch finde ich die wirklich ganz hübsch, allerdings möchte ich nicht da drin wohnen –  selbst wenn die Aussicht noch so toll sein muss.

Klassische DDR-Architektur in Berlin Marzahn
Klassische DDR-Architektur in Berlin Marzahn

Ich bin übrigens gar nicht zum eigentlichen Ziel dieser Radtour – den Gärten der Welt gefahren. Auf dem Weg dorthin hab ich so gebummelt (angehalten, Fotos gemacht…), so dass es bei Ankunft an den Gärten schon fast dunkel wird und ich lieber weiter Richtung Heimat aufbreche. Jetzt weiß ich wenigstens wie ich dorthin finde und werde auf jeden Fall noch mal gen Osten fahren.

Der Heimweg ist dann doch spannender als erwartet. Da steht plötzlich eine Windmühle vor mir – auf einem kleinen Hügel zwischen Schnellstraße und den Arbeiterschließfächern. Ich bin verwirrt, find’s witzig und auch etwas bizarr. Eine kurze Recherche ergab: es handelt sich dabei um die Bockwindmühle Berlin Marzahn – inzwischen ein Museum.

Bockwindmühle Berlin Marzahn
Bockwindmühle Berlin Marzahn

Und dann – irgendwo in Lichtenberg – steht da ein Haus verkehrt herum im Garten! Ich weiß leider nicht mehr genau wo das war. Was es genau damit auf sich hat, konnte ich auch nicht herausfinden. Sachdienliche Hinweise bitte per Kommentar – merci!

Haus auf dem Kopf in Lichtenberg
Haus auf dem Kopf in Lichtenberg

Die erste Radtour des Jahres – insgesamt 33 Kilometer lang, führt mich durch (mir) bis dato unbekannte Gegenden Berlins. Und das ist erst der Anfang – ich freue mich schon auf noch mehr tolle Radtouren durch meine Lieblingsstadt. Ein paar Ideen hab ich schon:

  • Der Berliner Mauerweg möchte ich mal (in Etappen) entlang radeln, das ist sicher sehr interessant.
  • vom Prenzlauer Berg bis Prenzlau – das sieht idyllisch aus!
  • Eine Tour auf den Teufelsberg und dort den Sonnenuntergang genießen.
  • Im Sommer an den Müggelsee radeln und dort endlich das Windsurfen lernen.
  • Die Gärten der Welt in Marzahn nicht zu vergessen! Beim nächsten Mal mit besserer Zeitplanung. ;)

Ihr seht, es gibt viel zu tun. Wer kommt mit?
Welche Radstrecken könnt ihr empfehlen in und um Berlin?

9 Gedanken zu „Eine Radtour durch das unbekannte Ost-Berlin“

  1. Hey, bei den Gärten der Welt bin ich dabei! Das wäre doch mal endlich wieder ne schöne Gelegenheit, echt jetzt.
    Tolle Tour, und haha, das Haus ist ja groß. :D Da müssen wir echt mal recherchieren. Und bei Dir sehen sogar die Plattenbauten hübsch aus.
    Liebe Grüße,
    Inka

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  2. Mensch Mandy, unbekanntes Ost-Berlin?! Im Kino Sojus haben wir 1983 Einschulung gefeiert und ich den ersten Asterix-Film gesehen. Ach ja und die 21-stöckigen Häuser kenn ich auch von innen…
    Schöne Fotos hast Du da gemacht.

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    • Mensch Frederik, du bist aber vermutlich auch der einzige “echte” Berliner unter meinen Lesern! Ich glaube die meisten trauen sich nicht über die Stadtgrenzen von Lichtenberg hinaus. ;)
      Weißt du denn, was es mit diesem umgedrehten Haus (letztes Bild) auf sich hat?

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  3. Hallo Mandy,

    wir haben uns sehr gefreut, dass Sie unser umgedrehtes Haus gefunden, fotografiert und das Bild auf Ihre Internetseite gestellt haben.
    Das umgedrehte Haus steht bei uns auf dem Gelände in der Bornitzstr. 101. Es entstand im Rahmen des LSK-Projektes „Kopfstand – Planung und Bau eines auf dem Dach stehenden Hauses“. Gegenwärtig läuft noch der Innenausbau. Nach Fertigstellung wird das umgedrehte Haus im Innern so gestaltet sein, dass die Einrichtungsgegenstände an der Decke befestigt sind und für den Besucher so der Eindruck einer „verkehrten Welt“ entsteht. Damit werden Sinnestäuschungen für unsere Besucher spielerisch erlebbar. Es ist eingebunden im Rahmen unserer Dauerausstellung „Sinn sala bim – Ein Spiel mit Sinnestäuschungen“.

    Der Besuch unserer Dauerausstellung zu den Sinnen und Sinnenstäuschungen und damit auch des umgedrehten Hauses ist nach Voranmeldung Montags bis Freitags in der Zeit von 10.00 bis 15.00 Uhr möglich und ist hauptsächlich für Kinder- und Schülergruppen konzipiert. Gern können natürlich auch Sportgruppen, Vereine usw. Veranstaltungen bei uns buchen.

    Der Verein „existere e. V:“ lädt Sie als „Erstentdeckerin“ des Hauses gern zur deren Eröffnung am 04.11.2014 / 13.00 Uhr in die Bornitzstr. 101 ein.

    Wer mehr Informationen haben möchte, kann sich jederzeit an uns wenden –
    E-Mail info@existere.de bzw. Telefon 030-9860 8897.

    Alles Gute
    Reinhard Döring

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  4. Die “Arbeiterschließfächer” sind ja fast minimalistisch schick! Ich finde übrigens, dass man Orte super mit dem Rad erkunden kann: Man ist outdoor, kann auch gut längere Distanzen überwinden und sich fast überall “durchquetschen”. Hier bei uns auf dem Land ist das Rad sowieso Fortbewegungsmittel Nummer 1 : ) Die Mühle ist übrigens der Knüller. Wahrscheinlich stand sie früher allein auf weiter Flur (?).Jutta

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    • Hallo Jutta, danke für deinen Kommentar!
      Ja, ich fahre auch sehr gerne mit dem Fahrrad, versuche dann auch immer mal andere Strecken zu nehmen, um neue Ecken der Stadt zu entdecken.
      Die Mühle gehörte früher zu dem Dorf Marzahn, das später zu Berlin eingegliedert wurde. Und nun steht sie da und trotzt den Schnellstraßen und Plattenbauten um sich herum. ;-)

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  5. Hallo Mandy,
    ein interessanter Artikel, lebendig beschrieben. Vom Höhenprofil geht es ja auch. Ist nicht zu anstrengend. Und es ist abseits der üblichen Touristenpfade. Habe mich mal an deine twitter-fersen geheftet. ;-)
    Weiter viel Spaß auf deinen Reisen. Alles Gute Christoph

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  6. Vielen Dank Mandy für den Beitrag! Ich wohne in Prenzlauer Berg seit vier Monaten und kenne diese Umgebung noch nicht gut. Ich denke, dass eine Radtour durch Ost-Berlin eine tolle Idee ist, um dieses Teil von Berlin kennenzulernen. Ich habe kein Fahrrad und vielleicht um ein E-Bike zu ausleihen, wäre eine gute Idee für einen Faulenzer wie mich.

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