Um dem Mistwetter und dem Geböller in den Straßen Berlins zu entfliehen, hatten wir uns spontan dazu entschlossen, über Silvester nach Slowenien zu fahren. Okay, wettertechnisch war das keine große Veränderung, aber immerhin schien dort die Sonne (bei -10 Grad…).
Unser Ziel ist Ljubljana (im Deutschen auch Laibach genannt), die Hauptstadt Sloweniens. Gerade mal knapp 280.000 Menschen leben dort, entsprechend überschaubar und heimelich schön ist das Städtchen am Fluss Ljubljanica.
Walking Tour in die Geschichte Ljubljanas
Am Silvestertag schließen wir uns vormittags einer kostenlosen Stadtführung durch Ljubljana an. Das Prinzip: am Ende der Tour kann jeder ein Trinkgeld geben, wenn ihm die Tour gefallen hat. So erfahren wir viel Wissenswertes über die sehr spannende (und etwas wirre) Geschichte Ljubljanas.
Die Römer, die Slawen, die Franken, die Habsburger… alle hatten Ljubljana für eine gewisse Zeit in ihren Besitz gebracht. Selbst Napoleon heimste sich die Stadt Hauptstadt der Illyrischen Provinzen Frankreichs Anfang 1800 für ein paar Jahre ein. Dann gehörte es wieder zu Österreich, später Jugoslawien, zwischendrin folgte die Besetzung durch Italien und Deutschland. Nach der Auflösung Jugoslawiens ist ist Slowenien nun seit 1991 unabhängig.
Auch wenn es wirklich eiskalt ist und ich meine Füße schon nach der ersten halben Stunde Rundgang durch Ljubljana nicht mehr spüre – die Tour ist super interessant und unser Guide Janez erzählt witzige und spannende Geschichten aus seiner Heimatstadt. Wir laufen durch kleine Gassen, über die vielen Brücken Ljubljanas, zum Marktplatz… nach knapp drei Stunden Tour sind wir alle gut durchgefroren und beenden die Tour im Park Zvezda. Sehr zu empfehlen (und bestimmt noch viel schöner bei sommerlichen Temperaturen)!
Rutschiger Aufstieg zur Burg von Ljubljana
Nach einer Runde Aufwärmen bei leckerem Essen und heißem Tee im Restaurant Gostilna Sokol begeben wir uns auf den Weg zur Burg von Ljubljana – dem Wahrzeichen der Stadt.
Die Wege sind total vereist, so dass sich der Aufstieg schwierig gestaltet. Und ich Held falle doch tatsächlich noch mal auf die Nase bzw. auf’s kaputte Knie (nachdem ich kurz vor Abreise mein Knie bereits im Münchner Schneegestöber verletzt hatte). Aber egal, irgendwie kommen wir dann halbwegs unversehrt auf der Burg an und können noch rechtzeitig einen wunderschönen Sonnenuntergang über der Stadt bestaunen.
Für den Abstieg vom Berg nehmen wir dann sicherheitshalber die Seilbahn – andere Leute waren sportlicher.
Der kalte Silvesterabend
Die Slowenen scheinen sehr abgehärtet zu sein, was die Kälte angeht. Das können wir bereits tagsüber beobachten, als viele Leute trotz eisiger Kälte vor den Kaffees und Restaurants sitzen mit Kaffee oder Bier. Schon beim Anblick daran bekomme ich eine imaginäre Blasenentzündung!
Dementsprechend besorgt war ich deshalb, wie wir den Silvesterabend unbeschadet überstehen können. Schließlich finden die meisten Feierlichkeiten an der wirklich sehr sehr frischen Luft statt. Es gibt mehrere Bühnen, auf denen lokale Musiker und Bands auftreten. Auch der Bürgermeister von Ljubljana gibt eine kleine Ansprache auf seiner eigenen Bühne direkt vorm Rathaus.
Schließlich wagen wir uns doch auf die Straße und – gewappnet mit jeweils einer kleinen Flasche original slowenischem Likör – freuen wir uns aufs neue Jahr. Im Park Zvezda, an einer der vielen Open Air Bühnen, hüpfen wir im Takt der Musik fleißig umher. Die Band rockt, klingt ein wenig wie die slowenischen Scorpions, nur besser. ;-) Leider weiß ich den Namen nicht mehr… Pünktlich um 24 Uhr stoßen wir mit unseren Schnäppschen auf’s neue Jahr an. Herrlich!
Zur Begrüßung des neuen Jahres gibt es ein großes Feuerwerk über der Stadt und die Burg wird in vielen Farben angestrahlt – ein perfektes Postkartenmotiv (wenn ich meine richtige Kamera dabei gehabt hätte, so muss ein Schnappschuss vom iPhone herhalten)!
Danach ist die Nacht recht schnell vorbei, die meisten Leute machen sich nach dem Feuerwerk auf den Heimweg und so landen auch wir nach einem letzten Spaziergang durch das nächtliche Ljubljana recht früh im Bett.
Fazit: Im Sommer ab nach Ljubljana!
Ljubljana ist eine sehr interessante Stadt mit einer spannenden Geschichte, einer schönen Architektur geprägt von italienischem Barock und teils vom Jugendstil. Alle wichtigen Sehenswürdigkeiten sind bequem zu Fuß erreichbar. Die Menschen waren allesamt sehr nett zu uns. Manche sprechen auch ein wenig Deutsch, mit Englisch kommt man ebenfalls gut zurecht.
Auch wenn ich die Tage dort trotz der Kälte genossen habe, würde ich gerne Ljubljana im Sommer noch einmal besuchen. Das stelle ich mir wunderbar vor, bei Sonnenschein in einem der vielen Kaffees zu sitzen und über den Fluss auf die wunderschöne Altstadt zu schauen.
Obwohl es die Hauptstadt Sloweniens ist, fühlte sich Ljubljana für mich wie eine kleine gemütliche historisches Städtchen an, in dem Geschichte und Moderne zusammenspielen und wo es vieles Interessantes zu entdecken gibt.
Tipps zu Ljubljana
Zum Abschluss noch ein paar Tipps, die ich gerne weitergeben möchte:
Shopping-Wahn: Etwas außerhalb der Stadt gibt es ein riesiges Einkaufszentrum namens BTC City, also wirklich riesig… laut Website über 450 Geschäfte. Wir sind nur mal aus Neugierde hingefahren. Große Preisunterschiede zu Deutschland konnten wir nicht feststellen und haben letztlich nur ein paar Dinge im Supermarkt eingekauft.
Fahrt ins Umland: Maribur oder Triest in Italien sind jeweils nur knapp 2 Stunden Autofahrt von Ljubljana entfernt, diese bieten sich als Tagesausflug an. Und ich bin mir sicher, auch sonst hat Slowenien noch eine Menge zu bieten, was wir in der kurzen Zeit nicht sehen konnten. We’ll be back!
Ljubljana Hipster Central: Das Centralna Postaja ist ein Muss für alle, die eine hippe Location suchen. Unser Hostel war direkt nebenan und wir haben im Centralna Postaja (Central Station auf Englisch) immer das wirklich günstige Frühstücksbuffet genossen. Tagsüber ein hippes Café, nachts wird daraus ein Club. Laut eigener Aussage The landmark of social life in Ljubljana.
No-Go-Hostel: Wir hatten uns recht kurzfristig für den Tripp nach Slowenien entschieden, deshalb war es recht schwer noch ein bezahlbares Zimmer zu finden. Es gibt sicherlich bezahlbare Unterkünfte in der Stadt, aber ein Hostel möchte ich auf keinen Fall empfehlen: Dragandoss. Es war okay, aber eigentlich war es mehr eine Wohnung mit mehreren Zimmern, zwei Bädern und niemandem, der sich um die Gäste kümmerte. Die Einrichtung war eher lieblos und funktional. Der wirklich einzige Pluspunkt war die Lage, direkt im Zentrum der Stadt. Aber ich bin mir sicher, dass es weitaus bessere Angebote in Ljubljana gibt. Falls ihr einen Tipp habt, gerne her damit!
Parkplatzmangel: Wir sind per Auto angereist und mussten recht lange nach einem Parkplatz suchen. Es gibt keine kostenlosen Parkmöglichkeiten, zumindest nicht im Stadtzentrum.
Mehr Bilder von einem sonnigen & eiskalten Wintertag in Ljubljana:
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- Ab 2016 darf sich Ljubljana tatsächlich Grüne Hauptstadt Europas nennen. Die Pressemitteilung der Europäischen Kommission besagt: “Anerkennung fand Ljubljana insbesondere für die Stärkung des Umweltbewusstseins ihrer Bürger, ihre nachhaltige Strategie ‘Vision 2025’, die Umsetzung verschiedener städtischer Umweltmaßnahmen im Laufe der vergangenen zehn Jahre und ihr beeindruckendes Verkehrsnetz.”
Super!
Warst du schon mal in Slowenien / Ljubljana oder planst du dorthin zu reisen?
sieht ja traumhaft aus :)
jetzt bin ich direkt angefixt dort auch mal hinzufahren
lg
Das freut mich! :-)
Sehr viele schöne Bilder und tolle Infos…jetzt spiele ich auch mit dem Gedanken dort mal hinzufahren :)
Danke für das Lob, Sandra! Ja, Slowenien ist auf jeden Fall eine Reise wert – ich will auch noch mal hin… im Sommer dann. :)
Eine Stadt die auch im Winter schön ist! Ich glaube ich fahre trotzdem lieber, wenn es etwas wärmer wird. Kommt aber auf jeden Fall auf meine Liste. Wie war eigentlich das Essen dort?
Ja, wärmere Temperaturen machen das ganze bestimmt noch schöner.
Das essen war schon sehr deftig. Aber wir haben auch ein veganes Restaurant gesehen, es aber nicht ausprobiert (nächstes Mal).
In einem Restaurant haben wir eine total leckere Pilzsuppe im Brotmantel gegessen – die war yummy! Dennoch, als Paradies für Vegetarier/Veganer würde ich Slowenien nicht bezeichnen. ;)
Schön, dass euch meine Heimat gefallen hat! :)
Ljubljana, aber auch Slowenien im Ganzen hat sich in den letzten Jahren “vegantechnisch” sehr weiterentwickelt.
Es gibt mittlerweile ein großes Angebot für Vegetarier/Veganer! :) Momentan liegt Rohkost (Rawcakes) total im Trend. In vielen Cafés gibt es Alterternativen zu Milch. (Hafer, Mandel, Soja, uvm.) Es ist nicht schwer ein Restaurant zu finden, wo man vegane Speisen bekommen kann. Richtige vegane Restaurants gibt es zwar wenige, dafür aber viele, die gerne etwas veganes zubereiten. Ein Geheimtipp, welches auch in ländlichen Gegenden von Slowenien immer funktioniert und richtig lecker schmeckt: Eine vegetarische Pizza ohne Käse, aber zusätzlich “Tržaška omaka” dazubestellen. “Tržaška omaka” (=Triester Soße) ist ein Pesto aus Öl, gehacktem Knoblauch & Petersilie. Megalecker! :)
Auf http://vegan.si/de gibt die slowenische vegane Gesellschaft viele nützliche Informationen und stellt auch einen umfangreichen Restaurantführer zur Verfügung! Und das alles sogar auf Deutsch und Englisch.
Wer Slowenien besucht, sollte folgende Orte auf keinen Fall verpassen:
– Bohinj & Bled
– Piran und seine Salinen
– Soča
– Postojna & Predjama
– Die Höhlen von Škocjan
– Grotte von Postojna
– Die Hochebene von Velika planina
– Logarska Dolina
uvm!
Gerne gebe ich noch viele weitere Reisetipps für das schönste Land der Welt. ;)
Übrigens: Nach 100 Kriterien, die auf den Standards des Global Sustainable Tourism Council (GSTC) und den Standards des Europäischen Tourismusindikatorensystems (ETIS) der Europäischen Kommission beruhen, ist Slowenien das erste Land der Welt, dass sich den Titel „Grünes Reiseziel“ verdient hat.
Danke für die Tipps, Karo! Das klingt ja wirklich genial – ich muss wohl noch mal nach Slowenien fahren. :-)
Wahnsinn echt tolle Bilder. Danke für die schönen Fotos
Vielen Dank für das Lob, Sabrina! :)