Auf unserem Roadtrip durch Israel hat es uns auch in den Norden des Landes verschlagen. Das war so nicht geplant, aber vor Ort haben wir uns spontan dafür entschieden, da sich die anfänglichen Bedenken wegen der politischen Lage zwischen Israel und Syrien vor Ort etwas relativierten. Das mag naiv klingen, aber wir haben uns einfach nicht unsicher gefühlt dorthin zu fahren. Wenn man in der Gegend um den See Genezareth unterwegs ist und die wunderschöne Landschaft sieht, möchte man automatisch auch gerne den Rest des Golangebirges sehen. So ging es uns zumindest. Und es hat sich gelohnt!
Golangebirge – eigentlich waren wir in Syrien
Ursprünglich gehörten die Golanhöhen zu Syrien, sie waren immer stark umkämpft (während des Sechstagekriegs 1967 sowie im Jom-Kippur-Krieg 1973) und wurden schließlich 1981 von Israel annektiert. Bis heute betont Israel, dass die Rückgabe der Golanhöhen an Syrien u.a. daran scheitert, weil Israel Beschüsse großer Teile des Gebietes befürchtet, wenn die Syrer zurückkehren würden. Sicherlich spielt auch die Wasserversorgung aus dem See Genezareth eine wichtige Rolle.
In vielen Dörfern des Golangebirges leben Drusen, die sich größtenteils Syrien zugehörig fühlen und die israelische Herrschaft ablehnen. Nach der Annexion des Golan wurden in der Region einige israelische Siedlungen erbaut, die Besiedlung ist aber recht gering. Und der Streit dauert bis heute an, leider.
Demnach waren wir zum Teil eigentlich in Syrien unterwegs. Das ist schon etwas beklemmend, sich in einem annektierten Gebiet zu bewegen. Allerdings haben wir uns nie unsicher gefühlt, nur war es einfach ein wenig spooky…
Berg- und Talfahrt durchs Golangebirge
Da wir im Auto unterwegs waren, konnten wir recht flexibel unsere Routen wählen bzw. einfach mal drauf los fahren. Sogar ohne Navigationsgerät haben wir uns zurechtgefunden – so wie früher. ;) Dabei haben wir u.a. die folgenden Ausflugsziele besucht:
Banyas, ein bekannter Naturpark im Norden der Golanhöhen – hier entspringt einer der Quellflüsse des Flusses Jordan. Ein paar Wanderwege durchs Gebüsch und entlang des Flusses. Leider schloss der Naturpark an diesem Tag schon um 13 Uhr, so dass wir nicht viel Zeit hatten und das ganze recht flott durchwanderten.
Die Nimrodsburg war eine wichtige Festung – wir haben sie vom Naturpark aus nur von weitem bewundert aufgrund des Zeitmangels. Die Aussicht von dort über das Golangebirge soll wohl sehr schön sein.
Die Kleinstadt Katzrin (Qazrin) ist der Hauptort des Golan, sie war eine israelische Neugründung nach den Kriegen gegen Syrien. Dort wollten wir uns eigentlich auf Weinverkostung begeben, leider war geschlossen (Feiertag…) und wir haben statt dessen einen Film über die Golanhöhen anschauen dürfen sowie eine virtuelle Führung, bei der die Entstehung des Gebirges bis hin zu aktuellen Konflikten alles im Schnelldurchlauf erklärt wurde. Sehr interessant!
Wenn ihr eine Weinverkostung machen möchtet, solltet ihr euch vorher anmelden (und nicht wie wir einfach ahnungslos hinfahren und vor verschlossener Tür stehen). Informationen gibt’s auf der Website der Golan Heights Winery.
Ein weiteres Ausflugsziel, das wir allerdings nicht besucht haben: Auf dem israelischen Teil des Berges Hermon gibt es das einzige Skigebiet Israels. Dieses liegt etwa zwischen 1.600 und 2.000 m hoch. Ja, da schneit es tatsächlich ab und an!
Auf dem Weg sind wir ab und an mal angehalten an der Straße um die Gegend zu fotografieren, Mahnmale gefallener Soldaten, verlassene Bunker etc. anzuschauen. Das fühlte sich immer ein bisschen nach Kriegstourismus an, als sollten wir lieber nicht dort sein. Aber nun waren wir schon mal da und ich denke das ist auch ok. Wieso sollten wir die Gegend ausblenden auf unserer Reise, sie gehört nun mal dazu zu der sehr komplizierten Geschichte des Landes…
Wie steht es um die Sicherheit auf dem Golan?
Also ich hatte schon ab und an ein mulmiges Gefühl, als wir die Straßen entlang fuhren, weit und breit niemand zu sehen war und man stattdessen links und rechts auf den Feldern verrostete Panzer, alte Bunker und Häuserruinen sieht. Einige Gebiete sind bis heute vermint, Warnschilder weisen überall darauf hin. Man sollte daher nicht versuchen, auf eigenen Wegen durch die Felder zu gehen.
Abgesehen davon war unser Aufenthalt aber total entspannt, wir haben uns zu keiner Zeit unsicher gefühlt. Ich würde dennoch empfehlen, vor der Reise nach Israel die Nachrichten zu verfolgen um zu sehen, ob es aktuelle Konflikte gibt und gewisse Gegenden besser nicht besucht werden sollten. Das gilt eigentlich für ganz Israel, nicht nur für den Golan.
Fazit: Anschauen! Außer Tiberias
Letztendlich bin ich froh, dass wir unseren ursprünglichen Reiseplan geändert hatten und das Golangebirge ein wenig erkunden konnten. Die Landschaft ist wunderschön, besonders im Frühling, wenn alles blüht. Es gibt viele interessante Ausflugsziele, Weinproben, Rafting auf dem Jordan, das Skigebiet… langweilig wird’s einem dort sicherlich nicht so schnell. Ich empfehle auch mit dem Auto zu fahren. Öffentliche Verkehrsmittels sind im Golan nur sehr sporadisch unterwegs.
Eine Sache, die mich sehr beschäftigt hat: da stehen überall verrostete Panzer, zerbombte Bunker etc. in der Landschaft, vor Minen wird gewarnt. Und nebendran auf der Weide grasen die glücklichen Kühe und daneben liegt das Weinanbaugebiet des besten Weines Israels. Dieser Kontrast war heftig.
Unsere Unterkunft hatten wir in der Zeit in Tiberias. Das war eigentlich der einzige Haken – Tiberias ist einfach nicht sonderlich aufregend. Die Strandpromenade ist in der Zeit stehen geblieben, viel zu sehen gibt es dort auch nicht. Dazu kam, dass unsere Bleibe (Aviv Hostel) überhaupt keine Atmosphäre hatte (es war kein Hostel, sondern einfach ein günstiges Hotel ohne Service, mit veralteter Einrichtung und nicht sonderlich sauber). Beim nächsten Besuch würde ich mir lieber eine nette Unterkunft irgendwo in einem kleineren Ort suchen, etwas ländlicher.
Und zum Abschluss:
In den 19 Jahren, in denen der Golan zu Syrien gehört hat, wurde von dort aus immer wieder auf Zivilisten geschossen, die z. B. auf den Feldern gearbeitet haben.
Ich kenne Familien, die zu jener Zeitdort gelebt haben.
Aus diesem Grund verstehe ich gut, warum man den Golan nicht den Syrern überlassen will.
Dass die Drusen die iraelische Herrschaft ablehnen, stimmt so nicht ganz. In Israel haben sie ein gutes Auskommen, das sie in Syrien so nicht hätten.
Ich weiß allerdings, dass die offizielle Meinung anders ist – und das aus einem einfachen Grund: Sollte der Golan jemals doch wieder an Syrien fallen, wil keiner der Bewohner als Verbündeter Israels dastehen, die Konsequenzen wären nicht schön.
Anstatt in einem Hostal zu wohnen: rund um das Jam Kinneret gibt es etliche Kibbutzim welche Gäste beherbergen. Gut, günstig, sauber, gute Verpflegung und Kontakte.