2 Jahre Vanlife – Top oder Flop?

Seit nunmehr zwei Jahren lebe ich im Van… verrückt, wie schnell die Zeit vergeht! Ich kann mich noch ganz genau an den Start erinnern, als ich mit vollgepacktem Van aus Berlin losgefahren bin in Richtung Schweden. Das war so aufregend!

Ich hatte ja überhaupt keine Ahnung, was mich erwartet und wie das alles funktioniert. Denn: ich war totaler Camping/Vanlife-Anfänger! Nur ein Beispiel: direkt auf dem ersten Stellplatz musste mir jemand helfen, das Stromkabel richtig anzustöpseln… damals wusste ich noch nicht, dass die Solaranlage vollkommen ausreicht bei so schönem Wetter und der vielen Fahrerei.

Zu meinem Leben im Van bekomme ich viele Fragen gestellt, ob von Freunden, von Bloglesern oder auch von Menschen, die ich unterwegs kennen lerne. Ich möchte hier ein paar der häufigsten Fragen beantworten. Vielleicht ist das ein ganz guter Anhaltspunkt für Leute, die gerade überlegen in ein rollendes Zuhause zu ziehen. Und wenn du noch mehr Fragen hast – einfach einen Kommentar schreiben!

Campingplatz? Stellplatz? Oder doch lieber frei stehen?

Ich habe recht schnell damit aufgehört, auf offizielle Stellplätze oder Campingplätze zu fahren, denn das kann und will ich mir auf Dauer nicht leisten. Zumal ich das Serviceangebot oftmals gar nicht genutzt habe sondern nur einen „sicheren“ Platz für die Übernachtung brauchte.

Die erste Nacht Freistehen irgendwo an der Südküste Schwedens war aufregend! Bei jedem Geräusch bin ich aufgezuckt und hatte schlimmstes „Kopfkino“, was da draußen wohl alles abgeht… zum Glück ging alles gut und das bis heute.

That's VANLIFE
Vanlife – Irgendwo in Schweden

Ich stehe die meiste Zeit irgendwo frei, wo ich niemanden störe. Mir ist bewusst, dass dies meist nicht ganz rechtens ist, aber bis auf zwei Besuche der GNR (Polizei) an der Algarve in Portugal ist bisher nichts passiert.

Und ich stehe nicht nur frei, um mir das Geld für den Stellplatz zu sparen, sondern vor allem weil es viel schöner ist und ich gerne alleine in der Natur stehe und meine Ruhe habe. Das ist einfach unbezahlbar!

Wie suchst du dir die Plätze zum Übernachten aus?

Idealerweise suche ich tagsüber nach einem neuen Platz zum Verweilen. Das hat den Vorteil, dass ich mich bei Tageslicht in Ruhe umschauen und „ankommen“ kann. Wenn ich mich dann wohl fühle, bleibe ich. Wenn ich mir unsicher bin (Kann ich hier stehen? Störe ich jemanden?), fahre ich lieber woanders hin, denn dann kann ich eh nicht entspannen, geschweige denn schlafen.

Oftmals schaue ich bei Park4Night nach, ob es Plätze gibt, die eine gute Bewertung haben. Solche Stellplatz-Apps sind immer umstritten und auch mir ist bewusst, dass ich dort nicht jede gefundene Stelle eintragen würde. Denn wenn ein schöner Platz mal bekannt ist, dauert es meist nicht lange, bis dort zu viele Camper auftauchen und das ganze dann verboten wird. Aber das ist ein anderes Thema, das ich hier nicht vertiefen möchte.

Wo war dein bisher schönster Ort, an dem du im Van übernachtet hast?

Uff, das ist eine schwere Entscheidung… da waren sooo viele schöne Orte! Aber einer fällt mir direkt ein: Finisterre in Galicien – am Ende der Welt quasi. :-) Ein schöner Platz direkt an der Klippe, Blick auf’s Meer und super entspannt.

Finisterre in Galicien, Spanien
Am Ende der Welt in Finisterre

Ein anderer sehr besonderer Ort war Dalsnibba in Norwegen – hoch oben auf fast 1.500 Meter.

Sonnenaufgang in Dalsnibba, Norwegen
Vanlife in Norwegen

Gibt’s auch Orte, die du richtig hässlich fandest?

Na klar, auch das gibt’s. Meistens bleibe ich dann einfach nicht lange dort. Für eine Übernachtung ist es ja manchmal okay. Zum Beispiel an der Algarve, als ich von der GNR vom schönen Praia da Marinha weggeschickt wurde – aus Ermangelung an Ideen bin ich auf einem echt nicht schönen Betonplatz direkt neben der Hauptstraße gestrandet.

Vanlife sucks

Ich glaube 5€ hat das ganze gekostet. Für eine Nacht geht das mal, aber ich habe dort auch Leute gesehen, die es sich richtig gemütlich gemacht hatten und scheinbar schon länger da stehen. So unterschiedlich sind die Geschmäcker / Vorlieben! :-)

Mehr solcher #RealVanlife Momente gibt’s hier: Vanlife sucks – die harte Realität vom Leben on the Road

Was ist beim Vanlife anders als vorher in Berlin?

Ähm… alles? Also, nur ein paar Beispiele:

Berlin Vanlife
Jeden Tag der gleiche Ausblick – bei mir war es die graue Hauswand des Gebäudes gegenüber. Ich kann den Ausblick wechseln, wann immer ich Lust habe, vor schlechtem Wetter davonfahren, etc.
Manchmal laute, nervige Nachbarn. Wenn Nachbarn nerven, fahre ich weiter oder hoffe darauf, dass diese bald weiterziehen.
Viele Menschen um mich herum, aber dennoch ein weitestgehend anonymes Leben. Bestenfalls wenige Menschen um mich herum, und im Idealfall sind das alles liebe Leute, mit denen ich gerne Zeit verbringe. :-)
Neue Leute kennen lernen war selten der Fall, jeder macht sein Ding. In den 2 Jahren unterwegs habe ich mehr Leute kennen gelernt als in den letzten 5 Jahren in Berlin.

Das Leben im Van bedeutet für mich einfach viel mehr Freiheit:

  • die Freiheit, zu gehen oder zu bleiben,
  • die Freiheit, die Menschen näher kennen zu lernen oder weiterzuziehen, wenn man nicht zusammen passt,
  • die Freiheit, den Ort mit dem besseren Wetter aufzusuchen,
  • die Freiheit, an einem schönen Ort einfach mal zu bleiben und nichts tun, weil es sich gut anfühlt.

Letztlich ist das Leben im Van keine große Zauberei und der Alltag ist auch hier manchmal anstrengend, langweilig, nervig… ganz wie vorher in Berlin. Aber durch die große Flexibilität kann ich solchen Momenten viel einfacher aus dem Weg gehen bzw. ich habe viel mehr Möglichkeiten, unschöne Momente durch etwas positives zu ersetzen.

Was vermisst du am meisten?

Materielle Dinge vermisse ich überhaupt nicht, ganz im Gegenteil – ich habe immer noch zu viel Kram dabei, den ich eigentlich gar nicht brauche. Je länger ich unterwegs bin, umso einfacher wird das Leben – man kommt mit ziemlich wenigen Dingen aus und ich vermisse auch nichts von dem, was mir vorher so wichtig war.

Das einzige, was mir manchmal fehlt sind Freunde, mit denen ich mich spontan treffen kann und etwas zusammen zu unternehmen oder einfach nur mal zusammen quatschen. Das geht unterwegs nicht so gut, auch wenn Skype & WhatsApp da etwas aushelfen.

Auf der anderen Seite habe ich durch meine Leben on the Road so viele neue Freunde und nette Bekannte kennen gelernt – das ist Gold wert und ich bin so glücklich, diese Menschen getroffen zu haben. Die Treffen mit anderen Vanlifern machen immer wieder Spaß.

Wandern in Candelario
Wandern mit Nima & Steve von Abenteuer unterwegs

Was würdest du jetzt anders machen beim Van-Kauf?

Ich würde gar nicht so viel anders machen – mit dem Kauf meines Vans bin ich nach wie vor sehr zufrieden. Ich würde höchstens ein paar Details ändern bzw. weglassen:

  • Die Markise: da dachte ich beim Kauf, dass ich diese unbedingt benötige! Fazit nach 2 Jahren: die Markise war vielleicht 5 mal ausgefahren.
  • Die Toilette: von Anfang an eine Trenntoilette! Diese wollte ich ja auch einbauen lassen, aber das klappte damals nicht so einfach und so bin ich derzeit noch mit dem Standard Chemieklo unterwegs – aber das fliegt jetzt endlich bald raus und wird gegen eine Trenntoilette ersetzt.
  • Der Fahrradträger: anfangs hatte ich noch ein Fahrrad dabei, hab’s jedoch viel zu selten genutzt. Der Fahrradträger war teurer als das Rad selbst – darauf würde ich beim nächsten Mal direkt verzichten.
  • Die Trittstufe: ein kleines Teil, das schon ganz praktisch ist, aber eben auch ein kleines Hindernis darstellt – was dazu führte, dass ich mit der Treppe an einem Steinhaufen hängen blieb und diese komplett zerstört habe. Jetzt bin ich ohne Trittstufe unterwegs und vermisse sie bisher nicht – vor allem hat der Van jetzt etwas mehr Bodenfreiheit in der Mitte – das ist ab und an sehr nützlich. :)
  • Mehr dazu hatte ich schon mal aufgeschrieben: Der Kastenwagen-Check nach einem Jahr Leben im Van.
Die Trittstufe kurz nach dem Zusammenstoß. Inzwischen haben wir sie abgebaut.

Wie ist das Leben mit Hund an Board?

Haarig! :-) Marko ist mein Vandog. Wenn wir unterwegs sind, schaut er aus dem Fenster oder er schläft… Autofahren ist für ihn überhaupt kein Problem. An neuen Orten erkundet er die Gegend mit viel Neugierde – das wird nie langweilig. Er scheint das Vanlife also genauso zu genießen wie ich.

Na klar, auch er hat ein paar kleine Macken – perfekt wäre ja langweilig. Aber damit kann ich leben. Er mag zum Beispiel nicht jeden Hund und ist generell auch eher von der prolligen Sorte – Zurückhaltung ist nicht seine Stärke. Nun ja, wir arbeiten daran – er ist ja noch jung und wild. Nur Menschen gegenüber ist er immer super lieb und kann so schön unschuldig knuffig dreinschauen und alle um den Finger wickeln.

Was empfiehlst du Leuten, die darüber nachdenken ins Vanlife zu starten?

Prinzipiell sage ich: mach es, wenn du Bock darauf hast. Aber ein bisschen Planung schadet nicht. Überlege dir, wie du unterwegs leben willst, wie du dein Geld verdienen willst. Geht das von unterwegs? Was benötigst du dafür? Baue die deine Selbständigkeit auf, bevor du in den Van ziehst, das ist viel einfacher als von unterwegs daran zu arbeiten, einen Kundenstamm aufzubauen. Ich war bereits vorher 5 Jahre lang selbständig als Webdesignerin und habe diesen Job einfach mit in den Van genommen – das hat wunderbar funktioniert.

Ansonsten: nicht zu viel planen, nicht zu viel einpacken, einfach losfahren und genießen!
Mehr Tipps gibt’s hier: Vanlife für Anfänger: 11+1 Tipps für deinen ersten Roadtrip

Wie lange willst du noch unterwegs sein?

Gegenfrage: wie lange willst du noch in deiner Wohnung wohnen? Weißt du nicht? Siehst du – mir geht’s genauso. Ich genieße derzeit das Leben auf Rädern und will absolut nichts daran ändern. Wie lange ich das Vanlife noch genießen kann und will, weiß ich jetzt nicht…

Vielleicht kommt irgendwann der Moment, an dem ich feststelle, dass ich lieber wieder in einem festen Zuhause leben möchte. Und wenn dem so ist, dann ziehe ich halt wieder um – wohin auch immer es mich treiben wird. Ein Strandhaus am Meer in Portugal? Oder doch lieber in den Bergen von Nordspanien? Oder in einem Fjord in Norwegen? Wir werden sehen…

So lange fahre ich weiter und genieße die Zeit im Van zusammen mit Marko. Auf die nächsten 40.000 km! :-)

In El Chorro, Spanien

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VAN girls

9 Gedanken zu „2 Jahre Vanlife – Top oder Flop?“

  1. Liebe Mandy, eine Frage ist für mich noch offen geblieben. Die Länge des Autos – du hast jetzt 6 Meter, wäre deiner Ansicht nach mit deinem setup 5,40 möglich oder lieber 6,40 von Vorteil? Vielleicht kannst du das aus der Perspektive wohnen / fahren mal beleuchten?
    Danke dir!

    Antworten
    • Meines Wissens ist bei der 5,40m Variante der einzige Unterschied, dass hinten Querbetten anstatt Längsbetten verbaut sind, und die Sitzecke ist einen Ticken schmaler. Ansonsten ist alles ähnlich.
      Klar, der Stauraum wird weniger, aber fände ich immer noch okay. Schau dir die verschiedenen Größen doch mal bei einem Händler an. Wenn man drin steht/sitzt/liegt, bekommt man ein besseres Gefühl für die Größe finde ich.
      Mit dem 6m Van ist es nicht unmöglich in einer Stadt mal zu parken, aber die 5,40m Variante kann man vermutlich eher mal in einen kleinen Pkw-Parkplatz quetschen. :-)

      Antworten
  2. Toller Artikel, für uns als Vanlifer in Spe eine tolle Einsicht ins Leben unterwegs die uns Mut und zuversichtlich macht.
    Ganz liebe Grüße und alles Gute
    die Vagabullis

    Antworten
  3. Hallo Mandy!
    Toller post, danke!

    Ich bin gerade mit Partnerin und Hund seit fünf Monaten in Kanada unterwegs mit unserem “Dorito” (wie heißt eigentlich dein van?).
    Der war auch fertig ausgebaut und Kanada ist ja mega easy für vanlife. Eigentlich.

    Jetzt wird es aber langsam kalt. Wir haben zwar eine Standheizung, lassen die aber bisher nicht nachts laufen. Uns ist warm genug unter der Decke. Aber der Hund! Warst du schon mal im kalten unterwegs?
    Lexi kriegt jetzt low budget mäßig nachts immer ne kinderweste aus dem second hand angezogen :D
    Aber was wenn es nachts richtig kalt wird?
    Hast du eine Lösung? Oder fährst du einfach nach Spanien? :)

    Antworten
    • Hi Johanna, sorry für meine späte Antwort!
      Ich war bisher noch nicht in allzu kalten Regionen unterwegs, max. 0 Grad nachts waren’s mal im Winter hier in Griechenland. Und Hundi kommt bei Kälte einfach mit ins Bett unter die Decke. :-)
      Es gibt aber meines Wissens auch “Heizmatten” für Hunde, ich weiß allerdings nicht, wie die Im Van nutzbar sind.

      Liebe Grüße!
      Mandy

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